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Index für Gewürze auf Armenisch

  




Die armenische Schrift ist ein reines Alphabet und spätestens seit dem Jahr 400 in Gebrauch. Der Legende nach wurde es vom armenischen Mönch Mesrop Mashtots entwickelt; wenn das wahr ist, dann hat sich Mashtots überwiegend an der Struktur des griechischen Alphabets orientiert; manche wollen auch Ähnlichkeiten zu Pahlavi, einer westsemitischen Schrift wie Aramäisch, oder Geʿez erkennen. Zur selben Zeit waren im Kaukasus aber auch andere typologisch gleichartige Alphabete in Gebrauch, etwa das wahrscheinlich jüngere georgische Alphabet oder das erst kürzlich entschlüsselte und wahrscheinlich deutlich ältere albanische Alphabet (in Azərbaycan).

In den Buchstabenformen läßt Armenisch (so wie die anderen kaukasischen Alphabete) kaum Ähnlichkeit mit Griechisch ode Aramäisch erkennen; dagegen gibt es, wie im Griechischen, häufig eine systematische Beziehung zwischen Groß- und Kleinbuchstaben. Theoretisch sollte das Alphabet phonemisch sein, und für die klassische armenische Sprache trifft das auch zu; modernes Armenisch hat allerdings einige lautliche Umwälzungen hinter sich, die die Buchstaben–Laut-Beziehungen empfindlich stören. Außerdem gibt es zwei phonetisch deutlich verschiedene Varianten von modernem Armenisch, die sich jedoch dieselbe Schriftform teilen.

Das ist jetzt zwar nicht übermäßig kompliziert, bewirkt aber ein hemmungsloses Durcheinander bei unsystematischen Transkriptionen aus dem Armenischen, wie man sie z. B. im Web findet: Wo ein Westarmenier g schreibt, würde ein Ostarmenier k (oder seltener kh) schreiben; und ein westarmenisches k (seltener kh) kann im Ostarmenischen sowohl einem k als auch einem g entsprechen. Für einen Außenstehenden wirkt das wie reine Willkür, wenn ihm der Unterschied zwischen Ost- und Westarmenisch nicht bekannt ist.

Eine englisch inspirierte Wildwuchs-Transkription läßt sich also nur mit Mühe einer echten armenischen Schreibung zuordnen. Ein theoretisches Beispiel: Eine englischsprachige Website behauptet, Thymian hieße auf Armenisch dzotor. Unter der Annahme, diesem Namen liege der westarmenische Dialekt zugrunde, könnte die armenische Schreibung in meiner Transliteration c̣ot́or oder c̣odor lauten (die beiden würden gleich ausgesprocen); ostarmenisch würde man dagegen joṭor oder jot́or vermuten (die beiden würden nicht gleich ausgesprochen, aber behauchtes t würde kein Englishsprachiger als th wiedergeben). Es stellt sich heraus, daß die erste Option die richtige ist. Viele Faktoren sorgen für zusätzliche Komplexität – und nicht die geringste davon ist, daß das einzige armenische online-Wörterbuch ein privates Bullshit-Encoding (nämlich ArmSCII, aber um xFC00 in eine PUA verschoben und ausgeliefert als UTF-8 – ist so jemand noch heilbar?) verwendet, so daß man für erfolgreiches Copy&Paste alles noch durch ein Script jagen muß. Fiel Fergniegen.

Leider sind systematische Transliterationen kaum besser: Wegen der Zusammenlegung zweier Reihen im Westarmenischen können sich reversible Transliterationen zwar nur am klassischen oder am östlichen Armenisch orientieren, im übrigen ist aber so ziemlich jede denkbare Konvention zur Bezeichnung von aspirierten oder ejektiven Lauten in irgendeiner der verschiedenen Standard-Transliterationen zu finden. Dazu kommen noch einige Dauerlaute mit unterschiedlicher Aussprache in den verschiedenen Dialekten, und die Notwendigkeit zwischen drei verschiedenen E-Buchstaben (und zweimal O) zu unterscheiden.

Die Eigenbau-Transliteration, die ich hier verwende, orientiert sich an der ostarmenischen Aussprache und läuft dabei ganz parallel zur georgischen: Ejektive Laute erhalten einen daruntergesetzten Punkt, aspirierte einen Akut-Akzent, und Palatale einen Hacek; im übrigen sind vereinzelt Anleihen an semitische Transliterationskonventionen genommen (ḫ,ġ). Zu beachten ist nur, daß c und j für Affrikaten stehen (also ts und sein stimmhaftes Gegenstück dz); erst mit dem Hacek (č,ǰ) erhalten sie ihre intuitiveren palatalen Lautwerte.



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