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Zierchili mit reifen Früchten und Blüten
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Eine chinesische fünffärbige Paprika-Sorte.
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Die leuchtendrote Farbe des gemahlenen Paprikas
bleibt jedem Besucher eines nah- oder mittelöstlichen Marktes
(türkisch çarşı,
arabisch suq [سوق],
persisch bazar [بازار])
in Erinnerung. Von
Marokko über die Türkei bis nach Nordindien schätzt man milde
bis mittelscharfe Paprikaarten gleichermaßen wegen des Geschmacks als
auch wegen ihrer Färbekraft. Das feine, süß–pikante Aroma
verträgt sich gut mit würzig–scharfen Gerichten, aber auch milde
Eintöpfe profitieren sehr davon. Paprika enthält merkliche Zuckermengen
und darf daher nicht überhitzt werden, da der Zucker sonst einen
bitteren Geschmack annimmt. Paprikapulver in heißem Öl anzubraten
erfordert daher Vorsicht und darf nur wenige Sekunden dauern.
Eine mittelöstliche Gewürzmischung, die Paprika enthält, ist das
feurig–pikante Baharat aus den Golfstaaten. Das arabische Wort
baharat [بهارات]
ist eine altertümliche Pluralbildung zu bahar [بهار] Gewürz
;
somit ist Baharat einfach die Gewürzmischung
schlechthin. Sie besteht, wie auch viele andere Mischungen der arabischen
Küche (siehe auch Paradieskörner über
tunesisches gâlat dagga,
Kubebenpfeffer über marokkanisches
ras el hanout und langen Pfeffer
über äthiopisches berbere) sowohl aus scharfen als auch
aus süß–aromatischen Zutaten: schwarzer
Pfeffer, Chili und Paprika auf der einen und Muskat, Gewürznelken,
Zimt und Cardamom auf
der anderen Seite werden zusammen mit Kreuzkümmel und Koriander fein gemahlen. Die Mischung wird
hauptsächlich zu Lammfleischgerichten gebraucht und vor der Verwendung
kurz in Öl oder heißer Butter angebraten, um das Aroma zu
verstärken. Eine einfachere Mischung desselben Namens aus dem
östlichen Mittelmeerraum besteht dagegen vorwiegend aus
schwarzem Pfeffer und Piment.
Weiter östlich spielt mittelscharfes Paprikapulver eine zunehemend geringere Rolle; der östlichste Vertreter
stammt aus Nordindien. Dort benutzt man Paprika vor allem in der Küche der Moslems; so wird das
Signaturgericht Kashmirs, das Lammfleischragout
rogan josh [روغن جش, रोगन जोश]
mit einem mäßig scharfen aber sehr aromatischen Paprikapulver gewürzt; auch
sikh kabab [سیخ کباب, सीख कबाब]
bestehend aus gehacktem Lammfleisch, das auch Spießen über Holzkohle gegrillt wird,
werden damit großzügig gewürzt und entsprechend eingefärbt. In den nordwestlichen Bundesstaaten, vor allem in Rajasthan, ist es auch unter Hindus beliebt.
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Türkische Grillpaprika
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Türkische Paprikaprodukte: Vorne Paste, in der Mitte Flocken und Pulver, dahinter isot
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Die türkische Küche zeigt eine besondere Kompetenz im Umgang mit Paprika; wahrscheinlich lernten die
Osmanen den Paprika bereits sehr früh im 16. Jahrhundert in portugiesischen Stützpunkten in Zentralasien kennen und adaptierten
ihn daraufhin rasch für die eigene Küche.
Als fast universelle Koch- und Streuwürze dient in der Türkei pul biber, ein grobes,
etwas feuchtes Paprikapulver (auch Paprikaflocken
genannt) mit leuchtender Farbe, intensivem Aroma und
variabler, meist aber nicht besonders hoher Schärfe. Schmorgerichte wie güvec aus
Fleisch mit Auberginen und anderem Gemüse sind farblich und geschmacklich von solchem
mildwürzigem Paprikapulver dominiert. Pul biber streut man auch großzügig über döner kebap,
das bekannte am rotierenden Spieß gebratene Lamm- oder Rindfleisch.
In der Türkei gibt es eine einzigartige Variante von getrocknetem Paprika namens isot. Dieses
grobe Pulver ist dunkelbraun, fast schwarz gefärbt und besteht aus langsam in der Ofenhitze getrockneten Paprikafrüchten mit einer Spur Salz;
es schmeckt besonders voll, etwas fermentiert und ist eher für den Osten des Landes typisch. Das beste isot soll aus der Region um
Şanlıurfa stammen. Er wird unter anderem zum Würzen von çiğ köfte verwendet, einer eigenartigen Speise aus
feingehacktem, sehr mageren, rohem Rind- oder Lammfleisch und Weizengrieß (bulgur); je nach Rezept handelt es sich dabei um trockene,
formbeständigen Bällchen oder um eine flüssige Paste, die in Röllchen aus rohen Blättern gefüllt wird.
Çiğköfte erinnert, abgesehen vom rohen Fleisch und der ungewöhnlich scharfen
Würzung, an andere nahöhstliche Weizengrießsalate wie tabbuleh und kısır
(siehe Petersilie).
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Türkische Paprikaprodukte: Vorne Paste, in der Mitte Flocken und Pulver, dahinter isot
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Außer dem getrockneten Paprika kennt die türkische Küche auch eine hochrote,
aromatische Paprikapaste (biber salçası oder auch nur salça), die
von mild (tatlı süß
)
bis scharf (acı) verfügbar ist (diese Paste braucht man z. B. für den
Petersilien–Weizengrieß-Salat kısır). Kleine, recht scharfe
Früchte werden unreif in Essig eingelegt und dienen als Tischwürze (acı biber turşusu).
Etwa 15 cm lange, grüne, spitze Paprikafrüchte, die sivri biber (Spitzpaprika
) oder meist nur
einfach biber heißen, werden über offenem Feuer geröstet und danach zu gegrilltem Fleisch (kebap)
serviert; das Rösten verstärkt sowohl Aroma als auch Schärfe, und es resultiert ein
Gewürz mit starken Paprika- und Raucharomen, das beträchtliche Schärfe aufweisen kann.
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Ungarischer Kirschpaprika (cseresznyepaprika)
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Reifende Kirschpaprika
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In Europa sind vor allem Ungarn und die Balkanländer für ihren
Paprikakonsum bekannt, weniger so die Mittelmeerländer, obwohl einige
spanische Sorten (z. B. romesco und der geräucherte Pimentón de la Vera) sehr berühmt sind.
Auch in Ländern, in denen scharfe
Chilis nicht beliebt sind, verwendet man milden
Paprika
gerne und würzt damit Eintöpfe, Gegrilltes und Würste. Paprika
ist sehr häufig Bestandteil kommerzieller Gewürzmischungen.
Es ist nicht ganz klar, wie der Paprika nach Ungarn kam,
aber zweifellos wurde er im 17.ten Jahrhundert von den Türken eingeführt;
um das genaue Wie ranken sich jedoch Legenden. Auf jeden Fall wurde Paprika sehr rasch
einheimisch und entwickelte sich rasch zum wichtigsten Geschmack Ungarns.
Ein Beispiel für die Kunst ungarischer Züchter ist die Sorte
Kirschpaprika
(cseresznyepaprika),
die eine mittlere Schärfe (naja, für die meisten Europäer reicht
es bei weitem!) und einen ausgezeichneten Geschmack aufweist.
Das ist eine der wenigen außeramerikanischen Sorten die sich mit
den Kultivaren Mittelamerikas, vor allem Méxicos, messen kann.
Kirschpaprika kann man trocknen und zu einem recht scharfen Paprikapulver
vermahlen; in Ungarn wird er aber auch oft frisch als Tischwürze
zum Essen gereicht. Er läßt sich auch sehr gut einlegen.
In der ungarischen Küche werden verschiedene Paprikasorten
unterschiedlicher Schärfe verwendet. Man unterscheidet vier
grundlegende Grade:
különleges (Spezialpaprika),
csemege (Delikateßpaprika),
édesnemes (edelsüßer Paprika) und
rózsa (Rosenpaprika).
Die Unterschiede zwischen diesen Paprikasorten liegen nicht, wie in
México, in der Verwendung botanisch und chemisch verschiedener
Paprika-Kultivare; stattdessen spielen Reifheitsgrad bei der Ernte und
Auswahl der Fruchtgröße eine Rolle. Weitere Unterschiede
in Schärfe, Aroma und Farbe ergeben sich daraus,
daß für jeden Grad unterschiedliche Anteile an Fruchtwand,
Plazenta und Samen vermahlen werden. Különleges
besteht dabei nur aus ausgesuchten Fruchtwänden vollreif geernteter
Paprikafrüchte und ist praktisch
schärfefrei; er hat einen milden, zarten Geschmack und hohe
Färbekraft. Csemege hat einen kräftigen
Paprikageschmack, gute Färbekraft, aber immer noch kaum Schärfe.
Édes–nemes weist eine merkliche, wenngleich immer
noch dezente Schärfe auf, und rózsa ist
das pikante–scharfe, aromatische aber nicht mehr so gut färbende
Paprikapulver, das man auch im Ausland vielfach mit Ungarn verbindet;
für seine Herstellung darf der Paprika halbreif geerntet und
künstlich nachgereift werden.
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Blüte von C. annuum (Poblano)
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Blüte von C. annuum (Serrano)
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Bei der Herstellung der milden Sorten werden große Mengen
an Fruchtwänden, aber nur geringe Mengen an Scheidewänden,
Placenta und Kernen gebraucht. Das überschüssige Material
wird zu einem scharfen Paprikapulver (Scharfpaprika
,
csípős) vermahlen, das eher orangebraun als
rot aussieht und nur noch wenig Paprikaaroma vorweisen kann; von der
Schärfe her ist es mit Cayennepfeffer oder anderen
Chilipulvern vergleichbar. Manchmal werden
noch weitere Grade zwischen rózsa und
csípős unterschieden
(gulyás, erős).
Das Nationalgericht Ungarns heißt gulyás;
dieses Wort bedeutet eigentlich Rinderhirte
und wird auch für dessen
Lieblingsessen verwendet: eine würzige und nahrhafte Suppe aus Rindfleisch
mit verschiedenem Gemüse (Kartoffeln, Karotten) und Teigwaren.
Für den richtigen Geschmack werden Zwiebeln
in Schweineschmalz leicht angebraten; wenn sie sich hellgelb färben, wird
Paprikapulver eingerührt und ein paar Sekunden gebraten, bevor die
restlichen Zutaten dazukommen.
Die Kunst besteht darin, das Paprikapulver so lang als
möglich zu braten (damit sich sein Geschmack verstärkt), aber nicht
so lange, daß es bitter wird (was sehr schnell geschehen kann).
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Blüte von C. annuum (Serrano)
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Diese Speise wurde in den Küchen anderer Länder viel kopiert und auch
bastardisiert; die internationalen
Versionen (Gulasch) sind oft
Schmorgerichte, nicht Suppen, und bestehen zumeist nur aus Rind- oder
Schweinefleisch in einer dicken Sauce aus Zwiebeln
und Paprikapulver; in Österreich
verwendet man auch Kümmel für die
Würzung. Eine solche Speise würde man in Ungarn aber nicht als
gulyás sondern als pörkölt
bezeichnen; pörkölt mit Rahm heißt auch
paprikás (ausgesprochen Paprikasch).
Eine andere bekannte würzige Speise aus Ungarn ist
lecsó (Letscho), ein würziger Eintopf aus
Gemüsepaprika, Tomaten, Zwiebeln und
manchmal geräuchertem Speck. Lecsó wird mit
scharfem Paprika gewürzt. Eine ähnliche Speise heißt in
Kroatien und Serbien đuveč [ђувеч].
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Osteuropäische Chilisorte
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Der schärfefreie Gemüsepaprika stammen ebenfalls aus Osteuropa,
wahrscheinlich aus Bulgarien. Sie entstanden ziemlich spät, gegen Ende des
19. Jahrhunderts, und sind seither in vielen Ländern der Welt
zu einem gerne gegessenen Gemüse geworden.
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Frische Tepínfrüchte
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Obwohl Chili und Paprika nicht aus Mittelamerika
stammen, so hat doch die Kunst ihrer Kultivierung in México die
höchste Blüte erreicht. In México wird fast
ausschließlich die Art Capsicum annuum angebaut; diese
Art ist darin einzigartig, daß sie sowohl scharfe als auch milde
Früchte liefert. Siehe Chili für eine
Behandlung der anderen Arten.
Es wird oft vermutet, daß der tepín oder
chiltepín (chilctepín
Floh-Chili
, C. annuum var. aviculare
oder C. annuum var. glabrisculum),
der in der nordmexicanischen Wüste (Sonora) wild
vorkommt, von einem alten mexicanischen Volk in Kultur genommen
und so zum Stammvater aller C. annuum-Kultivare
geworden sei. Wenn man diesem Argument folgt, dann wäre der
chiltepín der Vorfahre aller heute angebauten
Paprikas und Chilies, auf allen Kontinenten außer Südamerika,
wo auch heute noch einheimische Arten dominieren (siehe
Chili für Details).
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Chile tepín, Blüte und reife Frucht
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Es wäre allerdings
schwierig zu erklären, (i) wie der chiltepín
von seinem Diversitätszentrum in Südamerika ohne menschliche
Hilfe so weit in den Norden gekommen sein könnte und (ii) warum alle
Hinweise auf frühe Kultivierung nach Süd- und Zentralméxico,
niemals aber in den Norden deuten. So ist der
chiltepín wohl eher als eine verwilderte
Kulturpflanze denn als echte Wildform anzusehen.
Der chiltepín ist ziemlich scharf und kann sogar
extrem scharf sein; er wird in der Küche von Nordméxico viel
verwendet und hat neuerdings auch bei mexicanischen Einwanderern in
den USA einen fixen Markt erobert. Bemerkenswerterweise stammt das gesamte
Erntevolumen auch heute noch aus der Wildsammlung; Versuche, den
Tepín in kommerziellem Umfang in Kultur zu nehmen, sind bislang immer
gescheitert.
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Chile pequín mit reifenden Früchten
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Getrockneter mexicanischer chile piquin
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In México reicht das Spektrum von paprika- oder chiliartigen
Früchten kontinuierlich von sehr mild bis sehr scharf. Verwirrenderweise
werden jedoch alle diese Früchte als chiles bezeichnet,
und tatsächlich stammen alle von derselben botanischen Art (mit Ausnahme
einiger habanero-artigen Früchte aus Yucatán,
die zur Art Capsicum chinense
gehören). In allen anderen Ländern dagegen unterscheidet man dagegen
nur zwischen milden (Paprika
) und scharfen (Chili
) Sorten, ohne
Übergänge. Um die Terminologie einheitlicher zu halten, werde ich,
im Gegensatz zu dem Sprachgebrauch mexicanischer Kochbücher, konsequent
milde bis mittelscharfe Früchte als Paprika und scharfe als
Chili bezeichnen. Die Grenze ziehe ich dabei
etwas willkürlich gerade über dem Schärfegrad des
jalapeño.
Mexicanische Chili- und Paprikasorten werden nach ihren
Namen unterschieden. Die kleinsten sind nur ein bis zwei
Zentimeter lang: Außer dem oben erwähnten
tepín gibt es noch eine ganze Gruppe
von Kultivaren namens pequín oder
piquin mit kleinen länglichen und
ziemlich scharfen Früchten; weiters gibt es Typen mit
beißend scharfen, langen und spitzen Früchten wie
den chile de arbol. Die andere Seite des Spektrums
bilden großfrüchtige Sorten wie Anaheim,
chilaca, Poblano und
New Mexico mit fünfzehn oder mehr Zentimetern.
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Getrockneter chile de arbol
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Mexicanischer chile de arbol
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Mexicaner verwenden oft mehrere Sorten von frischem und/oder
getrocknetem Chili und/oder Paprika für ein einziges Rezept, weil
sie das Ziel weniger in Schärfe als im Geschmack sehen, und der ist
bei den verschiedenen Sorten sehr unterschiedlich.
Einige der mexicanischen Paprikaarten sind ziemlich groß,
dickfleischig und zeigen nur geringe Schärfe. Eine der häufigsten
Arten ist der poblano, dessen Größe (bis zu
12 cm lang und 7 cm breit) es ermöglicht, ihn
sogar als Gemüse zu verwenden: Die berühmten chiles
rellenos bestehen aus roten oder grünen mit Käse gefüllten
poblanos, die in einen Teig getaucht, fritiert und mit
Tomatensauce serviert werden. Poblanos und andere
dickfleischige Sorten kann man nicht ohne weiteres trocknen, sondern muß
sie vorher rösten und enthäuten oder auch räuchern. Je nach dem
genauen Vorgang beim Trocknen kann dieselbe Sorte unter verschiedenen Namen
verkauft werden; so ist ein getrockneter poblano entweder
ein ancho oder ein mulato. Getrocknete
Paprikas stammen meist von reifen Früchten, während es die leichte
Verderblichkeit reifer Paprikas oft schwer macht, sie frisch zu bekommen.
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Poblanos sind großfrüchtige,
eher milde Paprikas mit angenehmer Schärfe und fruchtigem
Aroma.
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Der ancho ist ein getrockneter Poblano
und eines der wichtigsten Gewürze in México.
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Frische Chilhuacles negros
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Vieles vom Geheimnis der mexicanischen Küche liegt in den
Eigenschaften getrockneter Paprika-Sorten. Rösten verstärkt den
Geschmack, Räuchern setzt neue Akzente und wenn man die Vielzahl an Sorten
bedenkt, so hat ein mexicanischer Koch eine unüberschaubare
Vielzahl von Möglichkeiten, aus denen er seine Wahl treffen kann. Salsas (siehe auch langer
Koriander) werden sowohl aus frischem wie auch aus getrocknetem Paprika
zubereitet, aber für Saucen mit längerer Kochzeit gibt man fast immer
getrockneten Sorten den Vorzug.
Oft werden getrocknete Chilies nochmals
geröstet und dann in heißem (aber nicht kochenden) Wasser
rehydratisiert, danach püriert und schließlich in heißem Fett
unter Rühren angebraten, bis sich eine dicke, intensiv schmeckende,
dunkelbraune Paste bildet. Nur durch diesen relativ arbeitsaufwendige Prozedur
erhält man das beste Paprika-Aroma.
Milde Sorten (wie ancho, mulato und pasilla, die man auch oft als die heilige Dreifaltigkeit
bezeichnet) werden häufig mit weniger aromatischen, aber dafür
schärferen Arten wie de arbol oder dem rauchigen chipotle kombiniert. Die Resultate sind oft phantastisch.
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Der chile pasilla (auch chile negro)
ist einer der häufigsten mexicanischen Chilies.
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Der frische chilaca ist dunkelgrün, fast
schwarz und wird wesentlich seltener verwendet.
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Der mexicanische pasilla de Oaxaca ist
getrocknet und geräuchert
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Reifer serrano-Chili
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Frische jalapeño-Chilis
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Reife jalapeños
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Zu den bekanntesten mexicanischen Sorten gehören die
jalapeños, die nach der Hauptstadt des
Bundesstaates Veracruz, Jalapa (auch
Xalapa) im Südosten Méxicos benannt sind.
Jalapeños haben kein besonders bemerkenswertes
Aroma, schmecken aber deutlich schärfer als die zuvor genannten
großfrüchtigen Sorten, wenngleich sie die Schärfe typischer
südamerikanischer oder asiatischer Chilies bei
weitem nicht erreichen. Jalapeños werden
praktisch immer als unreife, grüne Chilis verwendet und meist roh
gegessen; grob gehackt und oft entkernt, finden sie etwa in
salsas Verwendung (siehe dazu
langer Koriander) oder werden einfach bei Tisch
über das Essen gestreut. Neben ihrem unreif–grünen Geschmack, dem
jede Süße fehlt, und ihrer moderaten Schärfe liegt die
Hauptattraktion der jalapeños in ihrer
knackigen Konsistenz, die besonders bei salsa oder
einem guacamole einen interessanten Kontrastpunkt setzt.
Dem jalapeño in Form und Geschmack sehr
ähnlich ist der serrano-Chili, der jedoch
kleiner ist und erheblich schärfer schmeckt, schon fast so scharf wie ein
grüner Thai-Chili. Die
serranos (der Name bedeutet Bergchili
) werden vor
allem in der ländlichen Küche gebraucht, wo sie oft die
milderen jalapeños ersetzen.
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Chipotles (geräucherte jalapeños)
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Da man dick- und festfleischige reife Paprikafrüchte wie z. B.
jalapeños nur schlecht trocknen kann, benutzt man in
México auch das Räuchern als alternatives Konservierungsverfahren.
Geräucherte Chilies sind ein ganz spezielles Würzmittel und verleihen
Speisen einen unvergleichlichen, warm-rauchig-scharfen Geschmack.
Der Name chipotle bezeichnet von seinem Wortsinn her
eigentlich jeden geräucherten Chili (Náhuatl poctli bedeutet
Rauch
), aber heute ist damit fast immer ein geräucherter
jalapeño gemeint. Für die Produktion von
chipotles erntet man die
jalapeños reif (also rot) und räuchert sie
langsam in einer etwa zweitägigen Prozedur. Als Räucherholz sind vor
allem Pecan und der mit Walnuß verwandte Hickory üblich, auch wenn
manche Mesquite vorziehen. Chipotles
kombinieren Paprikaaroma, mittlere Schärfe und einen ausgeprägten
Rauchgeschmack, was sie zu einer unersetzlichen Zutat der zentralmexicanischen
Küche macht. Ihr pikanter Geschmack hat auch in den USA viele Freunde
gefunden und ist für das Southwest Cooking
in den Bundesstaaten New Mexico und
Arizona geradezu charakterbestimmend.
Chipotles lassen sich wie anchos oder
mulatos, in heißem Wasser rehydratisieren und
pürieren, wodurch man sehr pikante Saucen herstellen kann. Häufiger
werden sie jedoch einfach in Saucen mitgekocht oder auch gemahlen verwendet.
Chipotlepulver ist ein ausgezeichnetes Würzmittel zum finalen Abschmecken.
Unter chipotles en adobo versteht man in einer dünnen
Tomatensauce mit Gewürzen geschmorte chipotles, die
man entweder pur ißt oder als Würzzutat für andere Speisen
benutzt. Man kann die Chipotles auch mit der
adobo-Kochflüssigkeit pürieren und so einen
unvergleichlich würzigen Dip erhalten.
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Getrockneter mexicanischer chile pulla
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Getrockneter mexicanischer chile guajillo
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Getrockneter mexicanischer chile pasado (New Mexico)
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Die mexicanischen mole-Saucen sind
außerordentlich komplexe Mischungen verschiedener Chilisorten
(typischerweise getrocknet und geräuchert) mit einer großen Vielfalt
anderer Zutaten; die Zubereitung ist üblicherweise sehr zeitraubend und
kann sich über einige Tage erstrecken. Die auch heute weitgehend
indianisch besiedelte Provinz Oaxaca gilt als das Ursprungsland dieser Saucen:
Man kennt dort sieben klassische Rezepte, los siete moles.
Die meisten moles enthalten geriebene Nüsse und Samen,
die ihnen Körper verleihen, weiters Gewürze wie Zimt oder Piment und
aromatisches Gemüse (Tomaten, Tomatillos). Angedickt wird mit Maismehl (masa harina) oder getrockneten tortillas.
Die Auswahl der richtigen Chili- bzw. Paprikasorten ist essentiell; für
die meisten Rezepte kommen getrocknete Chilies zur Anwendung. So müssen
es für mole negro (schwarzer Mole
) die kostbaren und
seltenen chilhuacles negros sein, oder frische scharfe güero-Chilis für mole amarillo
(gelber Mole
). Das bekannteste Rezept ist mole rojo
(roter Mole
, auch mole Poblano, nach der
mexicanischen Stadt Puebla), siehe dazu Sesam; für dieses Rezept braucht man die
heilige Dreifaltigkeit
, also ancho, mulato und pasilla. Der mole verde (grüner Mole
) verdankt seinen speziellen Geschmack dem
mexicanischen Blattpfeffer und seine Schärfe
frischen jalapeño-Chilies.
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Getrockneter mexicanischer costeño amarillo
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Getrockneter mexicanischer chile cascabel
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