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Pfeffer in der Küche ]
Die Geschichte des Pfeffers
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Verkohlter Pfeffer aus archäologischer Ausgrabung in Berenike (5. Jhd)
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Vertrockneter Pfeffer aus archäologischer Ausgrabung in Berenike (5. Jhd)
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Pflanze mit beinahe reifen Früchten
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Schwarzer Pfeffer, der seit über
zweitausend Jahren in Südindien angebaut wird, wurde seit jeher auf der
ganzen Welt geschätzt. Als sich nach dem Asienfeldzug Alexanders
des Großen die Handelswege zwischen Europa und Zentralasien oder
Indien öffneten, wurde auch Pfeffer erstmals nach Europa importiert.
In kürzester Zeit errang dieses neue Gewürz große Beliebtheit
und wurde zu einem ökonomisch außerordentlich wichtigen Handelsgut.
Arabische Händler hielten seit der Antike ein
Pfeffermonopol aufrecht und belieferten auf dem Handelsweg über Arabien
und Ägypten ihre europäischen Kunden, denen sie keine Information
über das Herkunftsland des Pfeffers zukommen ließen.
Trotz seines zeitweise astronomischen Preises war der Pfeffer bereits bei den
Römern sehr beliebt (siehe auch Silphion
über die Kochsitten im alten Rom) und erlangte im Frühmittelalter
den Rang eines Statussymbols der guten Küche. Zu dieser Zeit hatte Venezia
den Handel mit den Arabern auf ähnliche Weise monopolisiert wie diese den
ihren mit Indien; als Konsequenz dieses doppelten Monopols konnten sich in
Europa nur wenige Köche den Pfeffer überhaupt leisten. Als sich im
15. Jahrhundert die wirtschaftliche Lage Europas stabilisierte, führte der
steigende Pfefferbedarf (und steigende Finanzkraft der potentiellen
Interessenten) als Triebfeder zum Zeitalter der großen Entdeckungen. Nun
suchten europäische Seefahrer einen Weg zum Ursprungsland des Pfeffers,
um das Gewürz unter Umgehung des arabischen und venezianischen
Doppelmonopols billig bei den Produzenten einkaufen zu können.
Am Ende des 15. Jahrhundert veränderten portugiesische Seefahrer das
mittelalterliche Weltbild: 1487 umrundete Bartholomeu Diaz das Kap der Guten
Hoffnung und zeigte damit, daß Afrika kein unüberwindliches
Hindernis auf dem Weg noch Osten war; nur elf Jahre später erreichte sein
Landsmann Vasco da Gama schließlich Indien, gründete einige
portugiesische Handelsniederlassungen und baute dauerhafte Handelsbeziehungen
mit lokalen Fürsten auf. Von diesem Moment an war Lisboa, und nicht mehr
Venezia, die Gewürzhauptstadt Europas; natürlich reduzierte das
nicht die Preise, sondern verlagerte nur den Gewinn in ein anderes Land (100
Jahre später sollte sich dasselbe mit Amsterdam wiederholen). Die
portugiesischen Kolonien in Asien bestanden bis in die zweite Hälfte des
20. Jahrhunderts, als des Gewürzgeschäft längst an England und
Holland verloren war.
In der Zwischenzeit versuchten auch die Spanier ihr Glück in der Seefahrt:
Cristoforo Colombo, ein Italiener, der am spanischen Hof Unterstützung
für seine unkonventionellen Pläne fand, entdeckte 1492 das, was er
nicht gesucht hatte; wieder elf Jahre später durchquerte Vasco
Núñez de Balboa den amerikanischen Kontinent beim Isthmus von
Panamá und gelangte damit an den Stillen Ozean. Folgerichtigerweise
erkundete auch eine spanische Expedition diese neue See und umrundete dabei die
Welt: Fernão de Magalhães, ein gebürtiger Portugiese,
überlebte das Abenteuer aber nicht, sondern wurde auf den Philippinen in
einem Konflikt mit Eingeborenen getötet. Alles in allem hatte Spanien in
Asien nur wenig Erfolg (die Philippinen blieben die einzige Kolonie), und
obwohl der größte Teil Amerikas rasch unter ihre Herrschaft fiel,
konnten die Spanier im Gewürzhandel nie eine bedeutende Rolle
übernehmen, da Piment und Vanille die einzigen kommerziell erfolgreichen
Gewürze aus der neuen Welt blieben.
Der Pfefferanbau war lange auf eine kleine Region im südlichen Teil der
Westküste Indiens beschränkt (Malabar). Wegen schlechter
Verkehrsmöglichkeiten, vieler Zwischenhändler und des konkurrenzlosen
Monopols zuerst der Araber und Venezianer, dann der Portugiesen und
schließlich der Engländer blieben die Preise in Europa lange hoch,
was die europäischen Konsumenten oft zwang, andere Gewürze als
Pfefferersatz zu verwenden. Von diesen sind der aus dem Mittelmeerraum
stammende Mönchspfeffer und die beiden
afrikanischen Gewürze Mohrenpfeffer und Paradieskörner in Vergessenheit geraten und
werden heutzutage kaum noch gehandelt; auch den mediterranen Myrtenbeeren war kein Erfolg beschieden.
In Mitteleuropa wurde der dort einheimische Wasserpfeffer in Zeiten wirtschaftlicher Knappheit
gelegentlich als Pfefferersatz verwendet, er wird heutzutage allerdings
nicht mehr angebaut oder gehandelt. Eine historische Kuriosität ist die
Verwendung von Bohnenkraut als Pfefferersatz
in Deutschland während des Zweiten Weltkrieges, als die Köche auf
Importe tropischer Spezereien weitgehend verzichten mußten.
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Blühender Pfeffer
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Zwei nahe Verwandte des schwarzen Pfeffers, langer Pfeffer
aus Indien und Indonesien und Kubebenpfeffer aus
Jawa, sind im Westen zwar mittlerweile auch ziemlich unbekannt, werden aber in
Indien bzw. Nordafrika immer noch verwendet; in der frühen Neuzeit
spielten sie auch in der Küche Europas eine gewisse Rolle. Pfefferähnliche
Gewürze wie der Sichuanpfeffer aus China und Japan
und der rosa Pfeffer aus Südamerika sind in den letzten
Dekaden bekannter geworden; vielleicht steht auch dem noch weithin unbekannten
tasmanischen Pfeffer ein ähnliches Schicksal
bevor.
Ein mittel- und südamerikanisches Gewürz, das ebenfalls zuerst als
Pfefferersatz betrachtet wurde, hat jedoch dem Pfeffer den Rang als scharfes
Gewürz
abgelaufen: Chilis. Wegen
größerer Schärfe und einfacher Kultivierbarkeit werden Chilies
auch in wesentlich größerem Umfang angebaut, gebraucht und
gehandelt. Siehe auch Mohrenpfeffer für
einen Vergleich zwischen verschiedenen scharfen Gewürzen.
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Pfeffersorten: Schwarz, grün, weiß und rot
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Eingelegte rote und grüne Pfefferkörner
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Weiße, schwarze, grüne und rote getrocknete Pfefferkörner (300 dpi scan)
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Pfeffer ist unter den Gewürzen darin einmalig, daß seine Früchte
in vier verschiedenen Farben gehandelt werden: Je nach Behandlung ergeben
sie schwarze, weiße, grüne und rote Pfefferkörner. Indem
man Erntezeitpunkt und Verarbeitung entsprechend wählt, könnte
man im Prinzip alle vier Sorten von einer einzigen Pfefferpflanze
produzieren.
Schwarzer Pfeffer sind Pfefferfrüchte, die unreif aber recht
knapp vor der Reife gepflückt und danach bei mäßiger
Temperatur getrocknet werden. Eine häufig angewendete Prozedur ist es,
die ganzen Pfefferspindeln zu pflücken, sobald sich die erste Beere
rot färbt, und die frischgeernteten Früchte über Nacht bei
Raumtemperatur zu lagern; mancherorts werden die frischgeernteten
Pfefferspindeln auch kurz in kochendem Wasser einer oberflächlichen
Desinfektion unterzogen. Unter diesen Bedingungen läuft eine
Fermentierung ab, und die zuvor grünen Beeren färben sich schwarz;
der Mechanismus ist dabei ähnlich wie in Teeblättern (Oxidation
von Gerbstoffen durch Phenoloxidasen).
Am nächsten Tag beginnt man dann mit dem Trocknen, auch heute noch
oft einfach in der Sonne ohne künstliche Beheizung. Schwarzer Pfeffer
wird in allen Pfefferanbauländern produziert.
Je später man den Pfeffer erntet, umso besser
wird sein Aroma,
während die Schärfe in den letzten Tagen nicht mehr dramatisch
zunimmt. Allerdings darf man nicht zu lange abwarten, da vollreife
Pfefferfrüchte nicht auf die übliche Art fermentiert werden
können: Ihr Zuckergehalt macht sie anfällig zum Verfaulen.
Die letzte Möglichkeit, schwarzen Pfeffer zu produzieren, hat man,
wenn sich die Beeren gelb–orange verfärben. Schwarzer Pfeffer
aus solchen fast reifen Beeren hat ein besonders starkes und gutes
Aroma. Dieser Pfeffer heißt Tellicherry-Pfeffer
und wird nur in Indien produziert. Seine Körner sind etwas
größer als gewöhnlicher schwarzer Pfeffer, und die
Farbe ist weniger schwarz als ein dunkles, warmes Braun.
Tellicherry-Pfeffer ist etwas teurer als gewöhnlicher schwarzer
Pfeffer, um das erhöhte Verlustrisiko (Vogelfraß,
Schlechtwetter) auszugleichen.
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Pfefferkörner unterschiedlichen Reifegrades trocknen zu schwarzem Pfeffer
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Vollreife Pfefferfrüchte werden für die Produktion von
weißem Pfeffer gebraucht. Dazu muß die äußere
Hülle (Exocarp, Mesocarp) entfernt werden. Das Mesocarp enthält nicht
nur den Zucker, sondern auch einen Teil der flüchtigen Aromastoffe;
die Schärfe sitzt dagegen fast nur im Endocarp (Kern).
Üblicherweise stellt man weißen Pfeffer her, indem man die
frischgeernteten Beeren ca. eine Woche einweicht, und zwar am besten in
langsam fließendem Wasser. Dabei zerfällt das Mesocarp und kann
mechanisch von Endocarp abgetrennt werden. Der Rückstand, im wesentlichen
der Same, wird dann getrocknet und als weißer Pfeffer verkauft.
Weißer Pfeffer erhält sich die ganze Schärfe des schwarzen
Pfeffers, aber er hat durch die teilweise Entfernung der Aromastoffe
einen anderen Geschmack. Weißer Pfeffer ist erheblich teurer als schwarzer
Pfeffer, einerseits wegen des Risikos, die ganze Ernte an mögliches
Schlechtwetter zu
verlieren, und andererseits wegen der zusätzlichen Arbeitsschritte.
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Pfefferpflanze auf Stützbaum
© Josh Weber
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In Madagaskar wurde eine andere Art der Behandlung von Pfeffer entwickelt:
Grüner Pfeffer ist frühgeernteter Pfeffer, noch weit
von der Reife entfernt, der auf eine Art und Weise behandelt wird, die
Fermentation unterbindet. Das erreicht man durch Einlegen der
frischgeernteten Früchte in salzige oder saure Laken, oder
durch rasches Trocknen bei erhöhter Temperatur oder im Vakuum
(Lyophilisierung). Bedingt durch den wesentlich geringeren Reifegrad hat
grüner Pfeffer eine geringe Schärfe
und einen frischen, krautigen, grünen
Geschmack.
Auch reife Pfefferfrüchte kann man im Prinzip derselben Einlege-Prozedur
unterziehen; in diesem Fall bleibt die Farbe erhalten, und man kommt zu
rotem Pfeffer. Dieser Pfeffer ist
ein sehr seltenes Handelsgut; er ist erheblich schärfer als der grüne
Pfeffer, und kombiniert dabei den würzigen, reifen Geschmack des
schwarzen Pfeffers mit der frischen Note des grünen Pfeffers. Die natürliche
Süße der frischen roten Pfefferkörner geht beim Einlegen verloren.
Getrocknete
rote Pfefferkörner sind noch schwerer zu finden und werden meines Wissens
nach nur von einer einzigen Firma in Kerala (Südindien) hergestellt. Sie
ähneln in Schärfe und Aroma gutem schwarzen Pfeffer, weisen aber auch
noch einen unter den Pfeffersorten einzigartigen süßen Geschmack auf,
der auf den natürlichen Zuckergehalt der reifen Früchte zurückgeht.
Um sie herzustellen, muß der Pfeffer zum richtigen Zeitpunkt geerntet und
rasch getrocknet werden, ohne dabei zu fermentieren, da dies die rote Farbe
zerstören würde. Eine andere Schwierigkeit ist es, die Trennung
von Same (Endocarp) und Fruchtfleisch (Mesocarp) zu verhindern, was weißen
Pfeffer und braunen Abrieb ergeben würde. Roter
Pfeffer darf keinesfalls mit dem bekannteren rosa
Pfeffer verwechselt werden, der von einer ganz anderen Pflanze stammt und
geschmacklich mit Pfeffer nicht viel zu tun hat.
Es ist bemerkenswert daß, obwohl es vier verschiedene Sorten
Pfefferkörner gibt, der schwarze Pfeffer allein die Produktion und
den Konsum dominiert. Roter Pfeffer hat überhaupt keine Bedeutung;
er ist im wesentlichen eine exotische Kuriosität. Grüner Pfeffer
wird vor allem in der westlichen Küche genutzt, wo man ihn oft zum
Würzen von Senf (siehe weißer Senf)
oder für Fertig-Würzsaucen gebraucht. Diesen Pfeffer ist auch die
beste Wahl für ein Pfeffersteak und für eine Reihe von Saucen, die
dafür gedacht sind, gegrilltes oder gebratenes Fleisch zu begleiten.
Eingelegte grüne Pfefferkörner werden oft als würzige
Garnitur zu kalten Aufschnitten oder ähnlichem gereicht. Getrocknete
grüne Pfefferkörner sind aromatisch, haben aber nur wenig
Schärfe; das macht sie nützlich für empfindliche Speisen,
die die schwere Schärfe des schwarzen Pfeffers nicht vertragen.
Meiner Ansicht nach werden sie unter europäischen Köchen
allgemein unterschätzt.
Frische grüne Pfefferkörner, die man in westlichen Ländern nicht
immer einfach finden kann, erfreuen sich in einigen Produktionsländern
steigender Beliebtheit, besonders in Thailand. Sie schmecken sehr gut in
thailändischen stir fries, und sie können auch
für die thailändischen Currypasten verwendet werden
(siehe Kokosnuß). Eingelegter grüner
Pfeffer ist zu sauer, um als Ersatz dienen zu können, aber man kann
in Wasser eingeweichte getrocknete grüne Pfefferkörner verwenden,
wenn die frischen nicht erhältlich sind.
Weißer Pfeffer ist ebenfalls vor allem in der westlichen Küche daheim
und wird oft für helle Saucen empfohlen, deren Farbe durch schwarzen
Pfeffer verdorben würde. Ein typisches Beispiel hierzu ist die
sauce Béchamel (siehe Muskat);
dagegen halte ich die oft vertretene Präferenz für weißen
Pfeffer in quatre épices für eine historisch
gewachsene Marotte. Weiters wird weißer Pfeffer verwendet, wenn es auf
Schärfe, nicht Pfefferaroma, ankommt: So ist er z. B. gut zum Abschmecken
im letzten Moment geeignet, weil er Schärfe einführt, ohne am
Geruch der Speise viel zu ändern; schwarzer Pfeffer weist dagegen ein
kräftiges Aroma auf, das erst beim langen Mitkochen verfliegt.
Ein europäisches Gericht mit weißem Pfeffer ist
gefilte fisch [געפֿילטע פֿיש],
eine Spezialität der heute aussterbenden jiddischen Küche in
Deutschland, Polen und der Ukraine. Das Originalrezept ist sehr arbeitsaufwendig
und war daher festlichen Anlässen vorbehalten: Man bereitete
eine Farce aus entgrätetem Fisch (typischerweise Karpfen), gekochten
Zwiebeln und hartgekochtem Ei zu, würzte mit weißem (oder schwarzem)
Pfeffer und füllte diese Fischfarce in die Fischhäute. Der
solchermaßen gefüllte Fisch
wurde danach in einer Brühe
aus Fischknochen, Karotten, Zwiebeln und
Kräutern (Petersilie,
Sellerie) vorsichtig gekocht. Heutzutage wird das
Rezept meist vereinfacht, und man formt die Fischmasse einfach zu Bällchen,
die man in der Brühe gart. Gefilte Fisch wird meist
kalt mit der gelierten Kochbrühe serviert, oft mit einer scharfen
Sauce aus geriebenem Kren und roten Rüben.
Bedingt durch den Preisverfall in den letzten Dekaden das 20. Jahrhunderts
spielt Pfeffer heute eine zunehmende Rolle in fernöstlichen Küchen.
Während in Südostasien schwarzer Pfeffer den engen Markt dominiert,
wird in Ostasien weißer Pfeffer vorgezogen. Seine reine, nur wenig
aromatische Schärfe paßt gut in die japanische Küche, z. B.
oft als Alternative für die in Japan einheimische Varietät von Sichuanpfeffer für Fleischmarinaden. Die
chinesische Küche verwendet Pfeffer selten (vor allem schwarze
Pfefferkörner zum Würzen von Brühe), doch gibt es eine
Handvoll Gerichte mit ausgeprägtem Pfefferaroma wie die
scharf–saure Suppe (suanla tang [酸辣湯],
siehe auch Sesam). Für diese stark
pfefferakzentuierten Speisen verwendet man besonders gerne weißen Pfeffer.
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Pfeffer in der Küche
Schwarzer Pfeffer ist die am häufigsten verwendete Pfeffersorte.
Er wird in fast allen Küchen der Welt verwendet.
Da die Pfefferproduktion in den letzten Jahrzehnten beträchtlich
zugenommen hat und ständig neue Anbaugebiete erschlossen werden,
dringt der schwarze Pfeffer immer mehr in Küchen ein, in denen
er zuvor aus Kostengründen keine große Rolle spielte.
So entwickelte die Thai-Küche nicht nur eine Neigung zur Verwendung von
frischem grünen Pfeffer, sondern auch schwarzer Pfeffer wird heute in
viel größerem Ausmaß verwendet als zu Zeiten, in denen er
noch teuer importiert werden mußte. Schwarzer Pfeffer ist besonders
für relativ milde Schmorgerichte beliebt, wie sie etwa am königlichen
thailändischen Hof zubereitet werden.
Im selben Ausmaß, in dem sich die vietnamesische Pfefferproduktion
erhöht, erfreut sich schwarzer Pfeffer auch in der vietnamesischen
Küche steigender Beliebtheit. Man setzt ihn den lange gekochten Suppen
zu (siehe vietnamesischen Zimt für
nordvietnamesische und vietnamesischen Koriander
für südvietnamesische Nudelsuppen), und er taucht auch immer
öfter als Tischgewürz auf. In Kambodscha findet man Pfeffer im
allgegenwärtigen Tischgewürz tik marij, einer
Mischung von frischgemahlenem Pfeffer mit Limettensaft und Salz.
Ironischerweise wird schwarzer Pfeffer
aber in den Küchen Malaysias und Indonesiens relativ wenig
verwendet, obwohl diese die ältesten Anbaugebiete außerhalb Indiens
sind.
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Unglaublich: Diese Pfefferpflanze fand ich in der nepalischen Mahabharat-Hügelkette!
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In Indien wird schwarzer Pfeffer weithin benutzt, spielt aber keine besondere Rolle; er ist einfach ein weiteres
Mitglied des indischen Gewürz-Pantheons und wird gerne für Gewürzmischungen wie
garam masala [गरम मसाला, گرم مسالحہ]
verwendet; das gilt auch für den pfefferproduzierenden Süden. und die
weitverbreitete südindische Mischung
sambar podi [சாம்பார் பொடி]
(siehe Kreuzkümmel bzw. Koriander).
Auch das ango–indische Currypulver (siehe auch Curryblätter) enthält gewöhnlich
etwas Pfeffer in seiner langen Liste von Zutaten.
In indischen Bundesstaat Rajasthan findet
man jedoch viele Speisen mit einem ausgeprägten Pfeffer-Aroma. So verleihen z. B.
Massen an Pfefferkörnern den rajasthanischen Schmorgerichten (korma [कोरमा])
einen besonderen Geschmack, vor allem in der nichtvegetarischen Moslem-Küche.
Auch die rajasthanische Version von garam masala verdankt ihren speziellen Charakter dem Pfeffer
(und dem schwarzem Cardamom, der lokal dem grünen Cardamom vorgezogen wird).
Gemahlener schwarzer Pfeffer würzt auch oft den bekannten Milchtee, allein oder
zusammen mit anderen Gewürzen. In dieser Hinsicht sind die Rajasthani etwas unkonventionell,
denn in anderen Regionen sind grüner Cardamom und Ingwer
die wichtigsten Gewürze für den indischen Gewürztee
(masala chai [मसाला चाय]),
und schwarzer Pfeffer ist wenn überhaupt nur ein Nebenbestandteil
der Tee-Gewürzmischungen; er wird im Winter häufiger eingesetzt, da man ihm wärmende Eigenschaften zuschreibt.
Die Küche von Sri Lanka verwendet Pfeffer dagegen sehr häufig, oft um eine Kontrastwirkung zu gleichzeitig
servierten chililastigen Speisen zu erzielen. So verdanken manche Gemüsecurries
ihre Schärfe ausschließlich dem Pfeffer, und dasselbe gilt für die als Snack verzehrten Teigrollen mit Gemüsefüllung (ein koloniales Erbe).
Der bittara appa [බිත්තර ආප්ප]
oder egg hopper
ist ein halbkugelförmiges Brot aus kokosmilchhaltigem Teig, das mit
einem frischen Ei gegart und dabei kräftig mit grob gemahlenem schwarzen Pfeffer bestreut wird.
Schwarzen Pfeffer kann man für so gut wie jedes Gericht
verwenden — manche pfeffern sogar Süßspeisen! Erdbeeren
mit grünem Pfeffer sind eine klassische Kombination der europäischen
Küche (und pikantes, leicht gepfeffertes Erdbeerrisotto schmeckt himmlisch),
aber auch andere Früchte erhalten durch einen Hauch Pfeffer
einen besonderen Pfiff. Besonders bei Fruchtsalaten lohnen sich Experimente mit
Pfeffer; man muß ja nicht so weit gehen wie die Indonesier mit ihrem
chilischarfen rujak (siehe
Mango). Edelbitterschokoladen mit einem Hauch
schwarzem Pfeffer sind kürzlich in den europäischen Markt
eingeführt worden, und ich finde diese Kombination sehr attraktiv.
Gepfefferte Süßspeisen waren in der Antike sowohl in Griechenland
als auch in Rom gebräuchlich, zumindest bei denen, die es sich leisten
konnten (siehe auch Mohn). Reste dieser Tradition
sind noch in einigen europäischen Küchen erhalten. z. B.
italienischer panforte und einigen Varianten von
deutschem Lebkuchen.
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Pfefferstreuer für Vielbenutzer — gesehen in Georgien.
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Pfeffer ist auch Bestandteil vieler bekannter und nicht so bekannter
Gewürzmischungen. In Westasien wird er gerne in kleineren Mengen verwendet,
z. B. in der Türkei und den Ländern der Levante. Das georgische
khmeli-suneli (siehe Schabziegerklee)
ist eigentlich eine Mischung getrockneter Kräuter, enthält aber auch ein paar Prozent schwarzen Pfeffer.
Auf der anderen Seite verwenden Georgier den Pfeffer oft in Massen als Tischgewürz:
Die Nationalspeise khinkali (khink’ali [ქინკალი]),
eine Art gefüllter und gedämpfter Nudeln, wird am Tisch oft in die Nase bedrohenden Mengen von gemahlenem Pfeffer gewälzt.
Araber hatten Jahrtausende lang den Pfefferhandel monopolisiert; daher
verwundert es auch nicht, daß Pfeffer in der arabischen Küche sehr
beliebt und auch in vielen Gewürzmischungen vertreten ist. Aus dem Westen
der arabischen Halbinsel, dem Yemen, kommt, zhoug, eine
scharfe Würzpaste (siehe Koriander), und in
den Staaten am Persischen Golf würzt man Reis, Lamm und Gemüse mit
baharat (siehe dazu Paprika).
Arabisch beeinflußte
Gewürzmischungen finden sich in Marokko (ras el hanout,
siehe Kubebenpfeffer), Tunesien (gâlat dagga, siehe Paradieskörner) oder Äthiopien (berbere, siehe langer Pfeffer).
Östlich des Mittelmeeres heißen die Mischungen ebenfalls oft baharat,
erinnern aber eher an simplere Versionen von ras el hanout;
in Palästina bezeichnet man eine sehr einfache Mischung aus Pfeffer und Piment
oft nur als al-bahar [البهار] das Gewürz
.
In der Neuen Welt hat der Pfeffer ebenfalls Eingang in die traditionelle
Küche gefunden, so wird er etwa in México für mole, eine raffinierte Sauce, benutzt (siehe Paprika). In der kreolische Küche von New Orleans
wird vor allem der weiße Pfeffer viel benutzt (siehe Sassafras über die New-Orleans-Küche
allgemein und Thymian über das blackening
).
Pfeffer ist auch in Europa beliebt und bildet den Hauptbestandteil der
französischen Kreation quatre épices (siehe Muskatnuß). Alleine und zusammen mit anderen
Gewürzen verwendet man den Pfeffer für deftige Eintöpfe, Steaks,
Saucen und verschiedenste Gemüsegerichte. Pfeffer kann man einige Zeit
mitkochen, ohne daß große Aromaeinbußen auftreten. Sauce béarnaise ist eine berühmte französische
Erfindung, die einen Teil ihres würzigen Aromas in Essig gekochten
schwarzen Pfefferkörnern verdankt (siehe Estragon).
Pfeffer verträgt sich auch sehr gut mit sauren Geschmacksnoten
(siehe Mango über saure Gewürze).
In Europa und den USA verwendet man oft Mischungen aus grob gemahlenem
schwarzen Pfeffer und getrocknetem Zitronensaft
(oder auch nur Zitronensäure) zum Würzen von Geflügel oder
Fisch. Dieser sogenannte Zitronenpfeffer
darf nicht mit dem exotischen
indonesischen Zitronenpfeffer, einer Variante des
Sichuanpfeffers, verwechselt werden.
Persönlich ziehe ich ganze Gewürze den gemahlenen ohnehin fast immer
vor — aber kaum ein anderes Gewürz zeigt nach dem Mahlen einen
so drastischen Verfall des Aromas wie Pfeffer (ähnlich empfindlich sind
etwa Cardamom und manche Kräuter). Schwarzer
und weißer Pfeffer verlieren rasch ihren Geschmack, und weißer
nimmt sogar einen abgestandenen, muffigen Geschmack an, der jedes Gericht mit
Leichtigkeit verderben kann. Daher empfehle ich dringend die Verwendung einer
Pfeffermühle, damit man immer frisch gemahlenen und daher aromatischen
Pfeffer zur Hand hat.