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Wildform von Sellerie |
Sellerie ist eine seit dem Altertum im
Mittelmeergebiet bekannte Pflanze. Die homerischen Epen erwähnen sie
(siehe Mohn und
Petersilie); in der klassischen Epoche
Griechenlands galt sie als heilig. Es ist wenig bekannt, daß
Sellerieblätter die Sieger der Nemeischen und Isthmischen Spiele zierten,
ebenso wie Lorbeerblätter die der bekannteren
Olympischen und Pythischen Spiele. Tatsächlich ist die Identifikation der
Pflanze für die Sieger etwas umstritten; in mancher Literatur liest man
auch von wilder Petersilie
, allerdings habe ich den Eindruck, daß
Sellerie und Petersilie bei den Griechen
grundsätzlich nicht genau unterschieden wurden.
Die Nemeischen Spiele (Nemeen) wurden beginnend im Jahre 573 alle zwei Jahre im peloponnesischen Ort Nemea abgehalten, wo der Sage nach der große Held Herakles [Ἡρακλῆς], Sohn des Zeus [Ζεύς], mit der Erlegung des Nemeischen Löwen die erste seiner zwölf Heldentaten verrichtet hatte. Die Isthmischen Spiele (Isthmien) wurden 581 allen Griechen zugänglich gemacht und fanden zu Ehren des Poseidon [Ποσειδῶν] nahe der Stadt Korinth, ebenfalls auf der Peloponnes, in denselben Jahren wie die Nemeischen Spiele statt. Die Bedeutung dieser kultischen Sportveranstaltungen zur geistigen Einigung der vielen unabhängigen und oft verfeindeten griechischen Stadtstaaten ist unbestritten.
Die Römer schätzten Sellerie weniger aus religiösen als aus kulinarischen Gründen; Selleriefrüchte und -blätter gehören zu den häufgeren Aromamitteln im Apicius-Kochbuch (siehe dazu auch Silphion). Sie verbanden aber auch etlichen Aberglauben damit: So sah man Sellerie in vielen Situationen als unglückverheißend an. Generell wurde sie oft mit Tod und Unterwelt in Verbindung gebracht.
Sellerie ist heute ein beliebtes Küchenkraut und Gemüse in Europa; die gehackten Blätter finden manchmal als Garnierung Verwendung (als Alternative zur Petersilie), aber häufiger läßt man sie zur Geschmacksverbesserung in Suppen oder Saucen mitkochen; zu diesem Zweck ist auch die Wurzel (oft in Kombination mit Lorbeer- oder Boldoblättern, Petersilienwurzel und Liebstöckelblättern) geeignet; siehe Petersilie über Würzsträuße (bouquet garni) im allgemeinen. Die gekochte Wurzel kann man auch als aromatisches Gemüse essen. In England und den USA erfreut sich eine Sellerievarietät mit fleischigen Stengeln (Stangensellerie) besonderer Beliebtheit als Gemüse.
Sellerie spielt auch eine besondere Rolle in der kreolischen Küche von New Orleans, wo man Selleriestengel oft in gumbos findet (siehe Sassafras).
Selleriefrüchte (oft fälschlich als Samen bezeichnet) weisen ein ähnliches, aber wesentlich stärkeres Aroma auf. Zur einfacheren Dosierung werden sie manchmal gemahlen und mit Salz vermischt (kommerzielles Selleriesalz besteht allerdings oft aus Salz und einem Extrakt aus Selleriewurzel). Die Früchte schmecken etwas bitter (manche vergleichen sie mit Bockshornklee) und sind deshalb vorsichtig zu dosieren, eignen sich aber gut zum Würzen von gekochtem Gemüse. Sie waren zur Zeit des Römischen Reiches recht gebräuchlich, werden heute aber nur noch selten verwendet. Wegen ihres unverwechselbaren Geschmackes und ihrer Hitzebeständigkeit eignen sie sich sehr für Experimente innovativer Köche.
Im Nordosten Indiens werden die Früchte einer verwandten Art
(radhuni) zum Kochen verwendet,