Unverletzter Kren strömt so gut wie kein Aroma aus, aber beim Schneiden,
Schaben oder besonders Reiben entwickelt sich ein stechender und
tränenreizender Geruch. Dieses Aroma ist allerdings nicht stabil, sondern
verflüchtigt sich nach zehn bis zwanzig Minuten.
Japanischer Kren, auch Wasabi genannt, ist vom
Aroma her von europäischem Kren kaum zu unterscheiden, aber im Geschmack
etwas stärker. Zum Unterschied von Kren wird er nie in gesäuerten
Zubereitungen verwendet, daher kann man ihn nicht durch eingelegten Tafelkren,
wohl aber durch frischgeriebene Krenwurzel ersetzen.
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Krenblüte
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Krenblüte
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Kren enthält ca. 0.6% Glucosinolate mit den beiden Hauptverbindungen
Sinigrin (0.2%) und Gluconasturtiin (0.1%). Bei Zellverletzung bilden sich
daraus durch enzymatische Hydrolyse die stechend schmeckenden Verbindungen
Allylisothiocyanat bzw. 2-Phenylethylisothiocyanat. Siehe
schwarzer Senf für die biochemischen Details.
Weitere Glucosinolate der Krenwurzel sind das Glucobrassicanapin
das vom Indol abgeleitete Glucobrassicin und verwandte Verbindungen
(4-Methoxyglucobrassicin, 4-Hydroxyglucobrassicin). Das Hydrolyseprodukt
von Glucobrassicanapin ist 4-Pentenylisothiocyanat, aber die
Glucobrassicine liefern keine stabilen Isothiocyanate; stattdessen
entstehen bei ihrer Hydrolyse 3-Hydroxyindolderivate und freie
Isothiocyanationen.
Unter den nichtflüchtigen Inhaltsstoffen des Krens ist
neben Flavonen (z. B. Quercetin, Kämpferol) vor allem
die zu 0.6% enthaltene Ascorbinsäure zu erwähnen.
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Krenblüten
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Der im oberdeutschen Raum bevorzugte Name des Gewürzes,
Kren, ist letztlich von unbekannter Herkunft. Das
Wort ist in slavischen Sprachen weit verbreitet (tschechisch křen, sorbisch krěn, russisch
khren [хрен],
ukrainisch khrin [хрін]
und polnisch chrzan) und wurde von dort ins Deutsche entlehnt;
andere Entlehnungen sind französisch cran,
italienisch cren, rumänisch hrean,
jiddisch khreyn [כרײן],
und neugriechisch chreno [χρένο].
Das eher norddeutsche Meerrettich bedeutet eigentlich
Mehrrettich
im Sinne von Größerer Rettich
und hat
nichts mit Meer
zu tun. Der französische Name
raifort hat eine ähnliche Motivation und ist wohl aus
radis fort starker Rettich
entstanden. Der Name
Rettich (für die Pflanze Raphanus sativus) und
seine Verwandte in germanischen und romanischen Sprachen gehen auf das
lateinische radix Wurzel
zurück. Die
indoeuropäische Wortwurzel ist WRED
Zweig, Wurzel
. Auch das deutsche Wort Wurzel
selbst leitet
sich davon ab; siehe Beifuß für das
Element -wurz in Pflanzennamen.
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Krenblütenstand
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Blühende Krenpflanze
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Blühende Krenpflanzen
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Der englische Ausdruck horseradish (Pferderettich
)
leitet sich angeblich auf kuriose Art und Weise vom deutschen Meerrettich ab, und zwar wurde das deutsche Wort
fälschlich als Zusammensetzung aus mare Stute
und radish Rettich
aufgefaßt. Andererseits gibt
es aber auch andere englische Pflanzennamen, in denen ein Element
horse für groß
oder stark
steht;
in diesem Fall wäre das Benennungsmotiv dasselbe wie bei deutsch
Meerrettich.
Die nordgermanischen Namen (z. B. schwedisch pepparrot,
dänisch peberrod oder isländisch
piparrót) bedeutet Pfefferwurzel
, wobei
das erste Element jeweils der landessprachliche Name von
schwarzem Pfeffer ist und das zweite Element
ebenfalls von der oben erwähnten Wortwurzel WRED
abstammt. Auch der finnische Name piparjuuri läßt
sich so erklären (juuri Wurzel
). Eine interessante Variation
davon ist uzbekisch yerqalampir [ерқалампир], wörtlich Erdpaprika
.
Im Neugriechischen gibt es übrigens auch einen Gewürznamen
Pfefferwurz
, der allerdings nicht für Kren sondern für
Ingwer steht. Siehe auch
langen Pfeffer für die Etymologie
von Pfeffer.
Auf Japanisch trägt Kren verschiedene Namen, die das Gewürz mit
dem einheimischen Wasabi vergleichen:
seiyō-wasabi [西洋わさび, セイヨウワサビ] westlicher Wasabi
und
wasabi-daikon [わさびだいこん, ワサビダイコン] Rettich-Wasabi
.
Umgekehrt kommt die Ähnlichkeit zwischen den beiden Pflanzen auch in
vielen fremdsprachigen Namen für Wasabi zum Ausdruck, die
Japanischer Kren
bedeuten.
Der Ursprung des lateinischen Gattungsnamens Armoracia (seit
dem Mittelalter für Kren bezeugt) ist dunkel; verschiedentlich wurde
vorgeschlagen, ihn auf das keltische Volk der Armoraker
zurückzuführen, wofür es jedoch keine historische Motivation
gibt. Der heute nicht mehr aktuelle Gattungsname Cochlearia
(Löffelkraut
) kommt von lateinisch cochleare
Löffel
, das in der medizinischen Fachsprache bis heute lebendig
geblieben ist; die Blätter mancher Löffelkrautarten ähneln
offenbar in der Form jenen Löffeln, die
zur Verabreichung von Medizinen genutzt werden. Das Wort ist eng verwandt
mit lateinisch cochlea Schneckenhaus
, was nahelegt,
daß die Römer Weichtierschalen als Löffel gebraucht haben.
Vgl. auch altgriechisch
kochlias [κοχλίας]
Schnecke
.
Der botanische Artname rusticanus ländlich
,
abgeleitet von rus Land
(als Gegensatz zu Stadt
),
soll sich wohl auf die Verbreitung beziehen. Der obsolete Artname
lapathifolius sauerampferblättrig
weist auf
die ähnlichen Blattformen von Kren und gewissen großblättrigen
Sauerampferarten (z. B. Rumex patientia) hin, die auf
altgriechisch lapathos [λάπαθος]
heißen.