Blühende Gartenkresse |
Junge Sämlinge der Gartenkresse |
Alle Kressearten (die man als kulinarisch gleichwertig ansehen kann) erfreuen sich in Europa und Nordamerika einer gewissen Beliebtheit als Gewürzkraut für kalte Aufstriche, besonders solche auf Frischkäse- oder Topfenbasis, und Salate; weniger häufig streut man die gehackten Blätter auf warme Speisen, wie Gemüsesuppen oder Eierspeisen. Besonders gut schmecken gehackte Kresseblätter auf einem Butterbrot. In jedem Fall verwandelt Kresse ein alltägliches Gericht in eine außergewöhnliche Delikatesse.
Kresseblätter werden nicht oft mit anderen Kräutern gemischt; sie sind aber mit den französischen fines herbes (siehe Schnittlauch) verträglich und können daher zusammen mit jedem davon verwendet werden. Man verwendet Kresse auch für Kräuteressig (siehe Dill) und Kräutersaucen (siehe Borretsch über die Frankfurter Grüne Sauce).
In West- und Zentralasien wachsen lokale Kräuter mit kresseähnlichem
Geschmack; in den meisten Kochbüchern werden sie ohne weiteren Kommentar
durch Kresse ersetzt, was umso mehr gerechtfertigt ist, als die Gartenkresse ja
aus dieser Region stammt. Kresse wird von Nordwestasien (Georgien, Aserbaijan)
bis Zentralasien (Iran) gebraucht; sie findet sogar in der kasachischen
Küche Verwendung, als eines der wenigen Kräuter, die das Klima in
Kasachstan vertragen. Weiter im Osten habe ich sie nirgendwo gesehen, außer auf den
kräuterreichen Märkten von Manipur (siehe Chamäleonblatt).
Wildwachsende Brunnenkresse im Himalaya |
Blühende Kapuzinerkresse |
Der wesentliche Nachteil aller Kressen ist, daß sie nur frisch verwendet werden können und mancherorts nicht gehandelt werden. Während die Brunnenkresse schwierig zu kultivieren ist, da sie einen feuchten Standort benötigt, kann man jedoch sowohl die Garten- als auch die Kapuzinerkresse ziemlich leicht selbst anbauen. Gartenkresse ist ausgesprochen anspruchslos und darüber hinaus erstaunlich schnellwüchsig; bereits eine Woche nach dem Aussäen können die Sämlinge geerntet werden, obwohl auch ältere Pflanzen ganz gut schmecken. Um ständig frische Kresse vorrätig zu haben, kann man drei Töpfe im Abstand von zwei bis drei Tagen in einer Art Schichtbetrieb arbeiten lassen.
Kapuzinerkresse braucht nur ein wenig mehr an Pflege, liefert aber einen ganzen Sommer lang ständig frische Blätter und drüber hinaus noch sehr schöne orange Blüten. Die Blüten können als attraktive Dekoration mit milder Schärfe und einem etwas Rosenduft auch kulinarisch verwendet werden; die unreifen Früchte schmecken sehr scharf, fast wie Kren. Sowohl Knospen als auch unreife Früchte lassen sich kalt oder warm in Essig einlegen und ergeben dann einen oft gelobten Kapernersatz; trotzdem werden Blätter, Blüten und Früchte der Kapuzinerkresse eher selten kulinarisch gebraucht.
Die mit den Kressen verwandte Rauke schmeckt ähnlich
scharf, weist aber auch ein intensives, charakteristisches Aroma auf. In vielen
Fällen kann man Kresse durch die pikantere Rauke ersetzen.