Das Aroma der ätherischen Öls (bis zu 3% in den getrockneten Früchten)
wird vom trans-Anethol bestimmt (max. 90%). Weitere Aromakomponenten
sind Estragol (iso-Anethol, 2%), Anisaldehyd
(p-Methoxybenzaldehyd, weniger als 1%), Anisalkohol,
p-Methoxyacetophenon und die Terpene Pinen, Limonen, γ-Himachalen
(2%). Eine ungewöhnliche Verbindung ist der Phenolester
(4-Methoxy-2-(1-propen-yl)-phenyl)-2-methylbutyrat, der für Anis charakteristisch ist
(5%).
Hinweise über Coniingehalt von Handelsanis durch Besatz mit den
hochgiftigen Früchten des Schierlings (Conium maculatum)
scheinen heute nicht mehr aktuell zu sein; man muß also nach dem
Genuß eines Aniskekses nicht befürchten, Sokrates’ Schicksal zu
teilen (über die Analyse, siehe bei
Melchior und Kastner).
Die Pflanze erhielt ihre klassischen Namen (Latein anisum, von
Griechisch anison [ἄνισον] oder
anneson [ἄννησον])
durch Verwechslung mit Dill, der auf griechisch
aneton [ἄνητον] genannt wurde.
Die Namen von Anis in praktisch allen europäischen und einigen
nichteuropäischen Sprachen leiten sich vom lateinischen
anisum ab, wobei ziemlich wenig Variation beobachtet wird:
So ist der Name anis unter anderem im Norwegischen, Kroatischen,
Finnischen, Russischen (geschrieben анис),
Ukrainischen (geschrieben аніс)
und Hebräischen (geschrieben אניס)
gültig. In anderen Sprachen findet man Variationen wie z. B.
isländisch anís, lettisch anīss,
ungarisch ánizs, tschechisch anýz,
polnisch anyż, estnisch aniis,
italienisch anice, rumänisch anason,
arabisch al-yansun [اليانسون],
Urdu anisuan [انیسواں]
und Farsi anisun [انیسون].
Sanskrit shatapushpa [शतपुष्प],
bedeutet wörtlich hundert Blüten
und bezieht
sich wohl auf den Blütenstand (Dolde). Dieser Sanskrit-Name wurde aber
auch für andere, ähnliche Pflanzen verwendet, und in verschiedenen
Bedeutungen in moderne Sprachen entlehnt. So ist etwa
thian-sattapusa [เทียนสัตตบุษย์]
die Bezeichnung für Anisfrüchte in der thailändischen
Kräutermedizin, aber
Telugu shatapushpamu [శతపుష్పము]
und Sinhala shatapushpa [ශතපුෂ්ප]
stehen beide für Dill
.
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Anisblüten
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Der Hindi‑Name saunf [सौंफ] bedeutet eigentlich
Fenchel, als dessen ausländischer Ersatz Anis
oft interpretiert wird und mit dem er in vielen Rezepten austauschbar ist. Um
Anis von Fenchel zu unterscheiden, werden gelegentlich die
eingeschränkten Bezeichnungen
patli saunf [पतली सौंफ] dünner Fenchel
oder
vilayati saunf [विलायती सौंफ] fremder Fenchel
verwendet.
Manche Sprachen benennen Anis als
süße
Variante anderer, verwandter Gewürze, z. B. englisch
sweet cumin, indonesisch jinten manis und
arabisch kamun halu [كمون حلو]
süßer Kreuzkümmel
. Vgl. auch arabisch
habbu al-hulwa [حبة الحلوة] süße Körner
.
Das portugiesische erva doce süße Pflanze
wird
außer für Anis auch für Fenchel und
gelegentlich andere Pflanzen wie z. B. Süßblatt
(Stevia rebaudiana) gebraucht.
In Regionen, in denen Anis seltener oder weniger bekannt als Sternanis ist,
wird er oft als kleinere
oder körnige
Variante davon bezeichnet. Beispiele sind
vietnamesisch hat hoi [hạt hồi] körnerförmiger Sternanis
,
Farsi badiyan romi [بادیان رومی] römischer Sternanis
(wobei Rom
hier für den Westen, also ganz Europa, steht)
und uzbekisch arpa-bodiyon [арпабодиён] gerstenähnlicher Sternanis
.