Wasabipflanzen in Kultur |
Der Wasabi ist ein ausschließlich in Japan bekanntes
Gewürz; man serviert ihn vor allem zu verschiedenen Versionen von rohem
Fisch, wie er in Japan beliebt ist und auch im Westen immer mehr Freunde
findet. Manchmal wird Wasabipaste auch mit Sojasauce gemischt
(wasabi-jōyu [山葵醤油, わさび醤油, わさびじょうゆ])
und in dieser Form als Tischwürze gebraucht, zum Beispiel zu gegrilltem
Steak oder zu dem auf portugiesische Vorbilder zurückgehenden japanischen
tempura, Gemüse oder Meeresfrüchten im Ausbackteig (siehe Perilla).
Wasabireibe aus Haifischhaut (samezaya-oroshi [鮫皮おろし])
Photo: Wolfgang Kehmeier |
Detailansicht der Reibe
Photo: Wolfgang Kehmeier |
Wasabipaste stellt man her, indem man Wasabiwurzeln auf einr Reibe zu einer Paste zerreibt; traditionsbewußte Japaner verwenden eine solche aus Haifischleder (samezayano-wasabi-oroshi [鮫皮のワサビおろし]), allerdings sind auch Kunststoff- und Metallreiben in Gebrauch. Da man Wasabiwurzeln außerhalb Japans kaum bekommt (und sie ohnehin kaum bezahlen könnte), verwenden die meisten Sushi-Bars im Westen entweder Wasabipaste aus der Tube oder getrockneten Wasabi in Pulverform, den man mit Wasser zu einer Paste anrührt. Bei diesen, vor allem dem letzteren, handelt es sich aber in den allermeisten Fällen nicht um echten Wasabi (hon-wasabi [本山葵, 本わさび, ほんわさび]), sondern um ein Imitat aus Kren- oder Senfpulver und Chlorophyll als Grünpigment. Natürlich würden japanische Feinschmecker diese Surrogate als weit, weit minderwertig bezeichnen.
In der japanischen Küche wird die Frische aller Zutaten extrem hoch bewertet. Das ist besonders verständlich im Fall von rohem Fisch, der sehr rasch geschmackliche Veränderungen durchmacht und bald von gesundheitsschädlichen Mikroben besiedelt wird. Für japanische Speisen muß der Fisch so frisch sein, daß er den typischen Fischgeruch nicht aufweist. Dafür legen die Köche weniger Wert auf geschmacksintensive Gewürze; man läßt die Aromen der Zutaten lieber für sich selbst sprechen. Die reine und klare Schärfe des Wasabi paßt sehr gut zu diesem spartanischen Geschmackskonzept.
Die Leidenschaft der Japaner für rohen Fisch ist sogar in Europa wohlbekannt; allerdings kennt man rohen Fisch in anderer Zubereitung auch anderswo (siehe Limette über mexicanische ceviche). In Japan heißt die einfachste Form dieser Speise sashimi [刺身, さしみ]: Darunter versteht man einfach dünne Scheiben von absolut frischem Fisch, die in Wasabipaste und Sojasauce getunkt und gegessen werden. Im Westen bekannter ist sushi, das häufig, jedoch keineswegs zwingend, rohen Fisch enthält.
Sushi (in Zusammensetzungen korrekterweise zushi geschrieben) [鮨, 寿司, すし, スシ]
ist grundsätzlich Rundkornreis, der mit ein wenig Zucker und Essig
gekocht wird und daher einen ganz leicht süßsauren
Geschmack aufweist. Nach dem Erkalten wird
dieser Reis in eine flache, längliche Form gepreßt und mit
irgendwelchen Zutaten belegt (nigiri-sushi,
nigiri-zushi [握り寿司, 握り鮨, 握鮨, 握りずし, にぎりずし]).
Oft rollt man
das sushi auch auf einem Blatt Seetang (nori [海苔, のり])
zusammen und erhält dann die im Westen bekannten cylindrischen Reisbissen
(maki-sushi, maki-zushi [巻鮨, 巻寿司, まきずし]).
Eine
eher westliche Erfindung ist das inside–out, wobei der Reis
auf der Außenseite des nori-Blattes angebracht wird.
Manche maki-Arten, besonders die mit rohem Thunfisch, werden
auch mit etwas Sesamöl als zusätzlicher
Würze zubereitet; oft wälzt man auch die
inside–out maki in gerösteten
Sesamsamen, die dann die Reisoberfläche bedecken.
Wasabipflanze |
Die bekanntesten sushi-Varianten enthalten rohen Fisch oder
rohe Meeresfrüchte, Ei
),
frischer Karotte oder Gurke (kappa [かっぱ]) und
eingelegtem Gemüse, besonders Rettich (oshinko [お新香, 御新香, おしんこ]).
Seltener, aber durchaus nicht unmöglich, sind dagegen
sushi-Arten mit gebratenem, gekochtem oder sogar rohem
Fleisch.
Als Beilagen zu sushi serviert man
üblicherweise Wasabipaste, Sojasauce und eingelegten Ingwer
(gari [がり, ガリ]).
Dieses Ingwerprodukt wird aus blättrig geschnittenem, sehr jungem Ingwer hergestellt,
der in eine süß–saure Lake eingelegt wird, wobei er eine
blaßrosa Farbe entwickelt (es gibt aber auch farblose Varianten).
Zu sushi kann man auch aromatische Kräuter als Dekoration reichen,
Durch die boomende Beliebtheit
von sushi in westlichen Ländern werden immer mehr
neue Varianten kreiert, darunter auch solche mit eher unjapanischen Zutaten
(Avocado, Käse, Tomaten mit Basilikum).
Tatsächlich ist sushi so vielseitig abwandelbar wie das
westliche Sandwich, und man kann es als spezielle japanische Art von Sandwich
sehen, in dem das Brot durch ein anderes Getreideprodukt, gekochten Reis,
ersetzt ist. Durch diese Analogie wird auch klarer, warum so gut wie alles, was
man auf eine Brotschnitte legen kann, auch schon zu sushi
verarbeitet wurde — oft (aber keineswegs immer) mit erstaunlichem
Erfolg.