Landkarte
Puthia Dhaka

Chapai Nawabganj চাঁপাই নবাবগঞ্জ und Bagha বাঘা (Bangladesh)

Choto Sona Masjid Mosque in Champai Nawabganj (Gaur), Rajshahi Division (Bangladesh)

Südosteck der Choto Sona Masjid

South Side of Chhoto Sona Masjid Mosque in Champai Nawabganj, Rajshahi Division (Bangladesh)

Südseite der Choto Sona Masjid

Inside prayer hall of Choto Sona Masjid Mosque in Champai Nawabganj, Rajshahi Division (Bangladesh)

Gebetshalle der Chhoto Sona Masjid

Eastern side (entrance) of Choto Sona Masjid Mosque in Champai Nawabganj, Rajshahi Division (Bangladesh)

Eingang zur Choto Sona Masjid nahe Nawabganj

Liebe Birgit,

ich bin noch immer in Raj­shahi. Ob­wohl immer noch etwas leidend, habe ich mich mit Olga, einer rus­si­schen Touristin, zusam­men­getan, um auf einem langen Ein­tages­ausflug einige muslimi­sche Sehens­würdig­keiten west­lich von hier an­zu­sehen. Kontakte mit anderen Touristen kommen, zumindest bei mir, meistens in ab­gele­genen Gegen­den zu­stande, wo man jeden Tag im Schnitt weniger als ein weißes Gesicht sieht; dort, wo es von Aus­ländern wimmelt, geht man sich ko­mischer­weise eher aus dem Weg. Olga ist eine weit­gereiste Tra­vel­lerin, mit der man herr­lich Er­in­nerun­gen über wenig besuchte Gegenden wie Georgien und Aserbaidschan aus­tau­schen kann; wer Rus­sisch ver­steht, sollte mal ihren Blog und ihren Photos ansehen.

Die erwähn­ten Se­hens­würdig­keiten lie­gen ganz nahe an der Grenze zwischen Indien und Bangla­desh, und zwar rund um den Grenz­ort Chapai Nawab­ganj; sie zie­hen sich dann noch weiter auf indi­sches Gebiet um die Stadt Gaur, aber da dürfen wir natür­lich nicht so ohne weiteres hin. Das ist wieder einmal ein trau­riges Beispiel dafür, wie das scharfe Schwert von Lord Mount­batten historisch Zusam­men­gehören­des zer­schnit­ten und zwei unter­schied­lichen Staaten zu­geschla­gen hat.

Trotz der gerin­gen Ent­fernung ist man mit den stünd­lich ver­kehren­den Bus­sen unfaß­bare drei Stunden unter­wegs, bis die erste und auch höchst­karätige der mittel­alter­lichen Moscheen von Nawab­ganj un­vermit­telt am Straßen­rand auf­taucht: Die ungefähr im Jahr 1500 erbaute Sona Masjid, mit vollem Namen Choto Sona Masjid oder „Kleine Goldene Moschee“ unter Bezug auf die ehe­mals ver­golde­ten Kup­peln (das größere Gegen­stück steht dann in Gaur). Zur Er­bau­ungs­zeit von un­ge­fähr 1500 regierte Alauddin Hussein Shah als Sultan von Bengalen. Er stammte aus Afghani­stan; daher erin­nern die Moscheen dieser Zeit im Stil an zentral­asiati­sche Vor­bilder und keines­wegs an die spä­teren mogu­li­schen Moscheen.

Die Sona Mosjid ist aus Stein erbaut und be­sticht durch feine orna­mentale Ver­zie­rungen rund um die Ein­gänge an der Ost­seite, vor allem aber durch ihr ele­ganten fünf­zehn Kup­peln. Der Innen­raum wird ent­spre­chend den Kup­peln durch Säulen ge­gliedert, die eben­falls schöne Ver­zierun­gen zeigen; beson­ders viel Sorg­falt wurde für die Gebets­nischen (Mihrab) auf der West­seite ver­wendet. Öst­lich der Moschee er­streckt sich ein kleines Gräberfeld.

Leider mein­te es das Wet­ter gar nicht gut mit uns, denn die Sonne ver­barg sich hinter einem hart­näckigen Hoch­nebel, der sich erst am Nach­mittag auf­löste — zu spät für die Photos (bei der Rück­fahrt er­wisch­ten wir dann aus dem Bus eine etwas bes­sere Ansicht der sonnen­beschie­nenen Rück­seite).

Well-dressed sheep in Champai Nawabganj, Rajshahi Division (Bangladesh)

Im Textilland Bangladesh tragen auch Ziegen Pullover

Bangali village life in Champai Nawabganj, Rajshahi Division (Bangladesh)

Bengalisches Dorfleben

Von der Sona Mosjid bis in die Kleinst­stadt Nawab­ganj sind es etwa drei Kilo­meter Fuß­marsch, der mit vielen An­sichten des benga­lischen Land­lebens punktet. Be­son­ders fas­zinie­rend fand ich die Ziegen (auch einige Schafe und Kühe waren dabei), die wegen der kalten Jahres­zeit von ihren Be­sitzern mit alten T-Shirts und Pull­overn be­kleidet wurden, damit sich die armen Viecher nicht ver­kühlen. Wir kamen an gelb­blühenden Senf­feldern vorbei, und auch Curcuma wird hier über­all an­gebaut. Die Blät­ter der Curcuma-Pflanze sind wunder­bar aroma­tisch, und es wundert mich, daß nie­mand damit kochen will.

Khania Dighi Mosque (Rajbari Bibi Masjid) in Champai Nawabganj, Rajshahi Division (Bangladesh)

Die Rajbari Bibi Jame Masjid

Khania Dighi Mosque (Rajbari Bibi Masjid) in Champai Nawabganj, Rajshahi Division (Bangladesh)

Ornamente an der Südseite der Rajbari Bibi Jame Masjid

Darasbari Madrasah, Medieval Islamic School in Champai Nawabganj, Rajshahi Division (Bangladesh)

Die Darasbari Madrasa

Darasbari Madrasah, Medieval Islamic School  in Champai Nawabganj, Rajshahi Division (Bangladesh)

Das verfallene Innere der Darasbari Madrasa

Auf dem Weg lie­gen aber auch wei­tere archäo­logi­sche Se­hens­würdig­keiten. So kann man ein En­semble von pas­sabel er­halte­nen Ziegel­bauten be­wun­dern, das aus einem klei­nen Palast (Tahkana), einer Moschee und einem Mauso­leum (Bigupti) besteht. Ein paar Hundert Meter weiter trifft man auf die stark ver­wit­ter­ten Über­reste der Darasbari Madrasa, einer großen, ehe­mals wohl sehr impo­santen Moschee mit an­geschlos­sener Hoch­schule. Obwohl das Dach ein­gestürzt ist und grünes Gras über den ehe­maligen Fuß­boden ge­wach­sen ist, macht der Bau noch einen sehr ele­gan­ten Ein­druck; viel­leicht ist daran aber auch das mittler­weile aus­gebro­chene Schön­wetter ver­antwort­lich, das die Ver­zierungen an den Ziegel­fassaden richtig zum Glänzen brachte.

Schließlich er­reichten wir den Ort Nawab­ganj, der aus wenig mehr als einem Grenz­übergang nach Indien zu be­stehen scheint. In einem großen, schat­tigen Mango­hain steht dann die letzte Moschee der Um­gebung, die Rajbibi Jame Masjid oder Khania Dighi Masjid. Die­ser mit Terra­kotta-Ele­menten reich­ver­zierte Ziegel­bau mit einer riesigen und mehreren klei­neren Kup­peln bietet von außen einen ro­manti­schen Anblick und be­sticht durch seinen stim­mungs­vollen Innen­raum unter der Haupt­kuppel, die für eine hervor­ragen­de Akustik sorgt. Genauso wie die Sona Mosjid ist sie noch in Betrieb, und daher auch ziemlich belebt. Olga brachte un­end­liche Ge­duld im Erklären der gehei­men Unter­schiede zwischen Öster­reich und Au­stra­lien auf, ein Problem, das sich bei ihr natür­lich nicht stellt: Was Ruß­land ist, hat ja doch jedes benga­lische Landei irgend­wann einmal gehört.

Zu Essen gab es in Nawab­ganj nicht viel, und so machten wir uns bald wieder auf den langen Heim­weg. Wegen eines Unfalls mit folgender Straßen­sperre waren wir mehr als vier Stunden unter­wegs; Bangla­deś ist wirklich nichts für Eilige!

Mihrab (prayer place) in Bagha Shahi Masjid Mosque in Bagha, Rajshahi Division (Bangladesh)

Aufbau über einem Mihrab in der Bagha Masjid

Mihrab (prayer niche) in Bagha Shahi Masjid Mosque in Bagha, Rajshahi Division (Bangladesh)

Blick in ein Mihrab in der Bagha Masjid

South side of Bagha Shahi Masjid Mosque in Bagha, Rajshahi Division (Bangladesh)

Südfassade der Bagha Masjid

Eine noch schö­nere Mo­schee fin­det man, aller­dings als Einzel­stück, zwei Bus­stun­den süd­öst­lich von Raj­shahi in Bagha. Das recht­eckige Ziegel­bauwerk wurde 1523 von Sultan Nasiruddin Nusrat Shah er­baut (dem Sohn von Alahuddin Hussein Shah). Es ist wie die im letz­ten Brief be­schrie­benen Hindu-Tempel über­reich mit Terra­kotta-Orna­menten ge­schmückt, die oft Pflanzen­motive zei­gen; außen­seitig findet man zumeist Lebens­bäume ohne botanisch aus­wert­bare Details, aber im Inneren konnte ich einige Dar­stel­lungen von Mango, Rose und we­ni­ger ein­deutig Granat­apfel aus­machen. Mango­bäume stehen hier übrigens überall in der Land­schaft, aber Früchte wird es wohl erst drei Monaten geben.

Der Innen­raum der Bagha Shahi Masjid wird von grauen Stein­säulen ge­tra­gen, die schön zum war­men Rot­braun der Ziegel kon­trastie­ren; er erhält sein spär­liches Licht von fünf Ein­gängen auf der Ost­seite. In die West­wand sind drei prächtig ge­schmückte Gebets­nischen ge­schla­gen, die ex­empla­risch zei­gen, wie man Terra­kotta und Ziegel künst­lerisch aus­gestal­ten kann. Die Moschee ist in täg­lichem Betrieb, und ich mußte die Be­sichti­gung für eine halbe Stunde unter­brechen, als sich die die Gläu­bigen zum Mittags­gebet (Johar) ein­fanden. Nach dem Besuch die­ser Moschee bleibt nur eine Frage, nämlich warum der Reise­führer die Existenz die­ses klei­nen Juwels so scham­haft ver­schweigt. Die Folgen dieser Geheim­haltung findet man dann im Gäste­buch, das alle Aus­länder sig­nieren müssen: Für die letzten vier Wochen waren nur zwei Be­sucher eingetragen.

Bengali/Bangladeshi Food: Halim (Dal with raw vegetables and lemon wedges)

Halim

Bengali/Bangladeshi Food: Beef Curry

Rindercurry mit Zimtstange (unten Mitte)

Vom Es­sen in Raj­shahi habe ich ja schon viel be­rich­tet; trotz­dem habe ich in den letz­ten Ta­gen auch eini­ges Neu­es ge­ges­sen, zum Beispiel Halim, ein Linsen­brei mit einer sehr be­schränk­ten Fleisch­einlage, serviert mit Roh­gemüse und Zitronen­spalten (ja, wirklich, keine Limet­ten!). Daß die Ben­galen, vor allem die mu­slimi­schen, die rein­sten Fleisch­tiger sind, ist zwar nichts Neues; aber ver­gli­chen mit Indien fällt doch auf, daß die ben­gali­sche Küche häufig indi­sche Standard­speisen durch Zu­gabe von ein biß­chen Fleisch vari­iert (das letztes Mal be­schrie­bene Khichuri fällt in die­selbe Kat­egorie). In Indien sind da­gegen Fleisch- und Gemüse­speisen meist ganz ge­trennt: Ent­weder der Haupt­bestand­teil ist Fleisch, oder die Speise bleibt ganz vegetarisch.

Die hiesi­gen Fleisch­curries sind den indi­schen durch­aus ver­gleich­bar: Die Fleisch­stücke werden in einer dicken, inten­siv ge­würzten Sauce ge­schmort. Meist ist die Wür­zung ziem­lich mogu­lisch mit einem Akzent auf Zimt und von signi­fikan­ter aber nicht auf­regender Schärfe (und hoher Salzig­keit). Das beste Bei­spiel dafür ist ein beef curry, den ich in einem Restau­rant nahe dem New Market bekommen habe: Sehr har­monisch gewürzt, duftig und pikant. Die Fleisch­qualität des Rindes war gar nicht übel, aber die ebenfalls an­gebo­tenen Lamm­curries bestehen wirklich nur aus Sehnen und Flechsen und sind daher weniger empfehlenswert.


Puthia Dhaka

Afġanistān, Afghanistan, Alahuddin Hussein Shah, Ālā ud Din Hosen Śāh, Alauddin Hussein Shah, Aserbaidschan, Azərbaycan, Bagha, Bāghā, Bagha Masjid, Bāghā Masjid, Bāghā Śāhī Masjid, Bagha Shahi Masjid, Bangladeś, Bangladesh, Bāṅlādeś, Cāṁpāi Nabābgañj, Chapai Nawabganj, Chhoto Sona Masjid, Choṭa Sonā Masjid, Choto Sona Masjid, Darasbari Madrasa, Darāsbāṛī Mādrāsā, Gaur, Gauṛ, Halim, Hālim, Indien, indischer Subkontinent, Khania Dighi Masjid, Khāniẏā Dīghi Masjid, Khichuri, Khicuṛi, kulinarische Reiseberichte, Mihrab, Miḣrāb, mogulisch, moġulisch, mogulischen, moġulischen, Nabābgañj, Nāsir ud Din Nusrat Śāh, Nasiruddin Nusrat Shah, Nawabganj, Rajbari Bibi Jame Masjid, Rājbāṛī Bibi Jāme Masjid, Rajbibi Jame Masjid, Rājbibi Jāme Masjid, Rājśāhī, Rajshahi, Reisebriefe, Sona Masjid, Sonā Masjid, Sona Mosjid, Sultan, Sulṫān, Tahkana, Tāhkhānā