Landkarte

Mizoram

Das nur dünn­besiedelte Mizoram besteht aus grünem Berg- und Hügel­land mit vielen Dörfern und wenigen Städten. Es wird vom Volk der Mizo (das O spricht sich wie OU) bewohnt, dessen ver­schiedene Stämme eine kulturelle und sprach­liche Gemein­schaft bilden; ihre sino–tibetische Sprache wird im Latein­alphabet geschrieben und ist offizielle Verwaltungs­sprache auf Bundesstaat­ebene. Daneben leben in Mizoram auch noch die indo–europäisch sprechenden Chakma (ethnisch sind sie mit den Burmesen verwandt), die Borok (die auch den Nachbarstaat Tripura bewohnen) und weitere Minderheiten. Diese letzteren beiden Ethnien folgen dem Hinayana-Buddhismus, während die Mizo fast ausschließlich Christen (zuallermeist Presbyterianer) sind.

Die Probleme in Mizoram begannen etwas später als in den Nachbarstaaten, verliefen aber dafür umso heftiger: Mit einer Serie massiver militärischer Operationen, darunter auch Luftschlägen, beendete die Zentralregierung die Aufstände der 60er und verwaltete fortan das zu einem Unionsterritorium erklärte Land aus der Ferne. Erst Ende der 80er wurde der Staat Mizoram gegründet und vosichtig mit Kompetenzen ausgestattet, was zu einer anfangs langsamen aber beschleunigten Entspannung führte. Heute gilt diese ehemalige Problemprovinz als vollständig befriedet.

Die Sprache der Mizo

Die Mizo-Sprache (Mizo ṭawng) wird im Lateinalphabet geschrieben. Die reguläre Orthographie enthält den Buchstaben Ṭ (T mit Punkt darunter), der in der Aussprache für tr steht. Das ist ein bißchen verwirrend, weil in meiner Transliteration der indischen Namen dasselbe Zeichen für ein retroflexes T steht (Mizo hat keine Retroflexe), läßt sich aber nicht gut ändern. Außerdem stehen CH und CHH für eine gewöhnliche bzw. behauchte alveolare bis palatale Affrikate (in der Transliteration für indische Namen schreibe ich dafür C und CH).

Die meisten Konsonantenbuchstaben können Di- oder Trigraphen mit H bilden, die dann für behauchte Laute stehen (PH, TH, KH, CHH, THL, ṬH, HM, HN, NGH, HR, HL), aber RH und LH sind glottalisiert. Nacktes H steht oft am Silbenende und steht dann für einen glottalen Verschlußlaut, was orthographische Zweideutigkeiten mit dem folgenden Konsonanten auslösen kann. Anders als AW, CH und NG gelten diese H-Digraphen nicht als eigene Buchstaben.

Das Mizo-Alphabet kennt kein J,Q,X,Y und verwendet W nur im Vokalzeichen AW, das für ein offenes O steht. Mizo hat insgesamt acht verschiedene Töne, die in der Schreibung jedoch ignoriert werden; es gibt Pläne, das zu ändern, und aber bis jetzt hat sich der Vorschlag nicht durchgesetzt. Sollte sich das noch ändern, dann würden die Vokale A, E, I, U und AW in acht verschiedenen graphischen Varianten auftauchen: Lange Vokale als Á (hoch), À (tief), Â (auf–ab) und Ä (ab–auf), und kurze Vokale als Ǎ (steigend), Ȧ (fallend), unmarkiert A (mittel) und Ạ (tief). Das würde dann im Schriftbild ein bißchen wie Vietnamesisch aussehen. Außerdem gibt es noch acht Diphthonge (AI, EI, UI; AU, EU, IU; IA, UA) und vier Triphthonge (IAI, IAU, UAI, UAU). Der Vokal O (gesprochen ou) steht etwas außerhalb der Systematik und kann nur die vier kurzen Töne annehmen.

Mizo ist nicht, wie Chinesisch und viele andere tonale Sprachen, strikt monosyllabisch, sondern enthält auch polysyllabische Wörter, die allerdings transparent aus Komponenten zusammengesetzt sind. Es hat wie für tonale Sprachen üblich wenig Morphologie, dafür jedoch einen Haufen Ableitungssuffixe; . Beim Hören kling Mizo durchaus wie Chinesisch, zumindest, wenn man von den vielen behauchten Konsonanten absieht. Das Schriftbild von Mizo wirkt durch die vielen Digraphen mit H sehr eigenartig.

Im Mizo antwortet man auf eine verneinte Frage mit Ja, wenn man den verneinten Sachverhalt bestätigt; im Englischen halten es die Mizo dann gleich. Ich finde das ja logisch, aber stolpere trotzdem immer wieder darüber (“Do you have no rice?” — “Yes” — “Erhh?”).


Chakma, Chākmā, Hinayana, Hīnayāna, Tripura, Tripurā, Vietnamesisch, Việtnamesisch