Landkarte
Hile Kathmandu 4

Basantapur बसन्तपुर (Nepal)

Castanopsis hystrix:  Trees with Buddhist prayer flags ear Basantapur Bazar, Nepal

Bäume mit Gebetsfahnen

Buddhist prayer flags and moon near Basantapur  Bazar, Nepal

Bei Schönwetter ist das alles recht attraktiv

Snow-covered Himalayan terrace fields near Basantapur Bazar, Nepal

Verschneite Terrassenfelder nahe Basantapur

Liebe Birgit,

das Wich­tigste zuerst: Basanta­pur (das man nicht mit den vielen gleich­nami­gen Orten in Nepal ver­wech­seln darf, darunter auch ein Stadt­teil im Zen­trum von Kath­mandu) ist kalt. Klirr­kalt. Sau­kalt. A…kalt. Nur Idioten besuchen es im Winter. Abge­sehen davon ist es jedoch in sehens­werter Ort, der die primi­tiven Lebens­bedin­gungen im Gebirge, aber auch dessen Schön­heit, treffend illustriert.

Bereits die Anfahrt von Hile ließ mich Übles ahnen: Ent­lang der maleri­schen Straße konnte man immer wieder Reste von Schnee und Reif in schat­tigen Ecken sehen. Tags­­über er­reicht das Thermo­meter bei Sonnen­schein knapp 20° C, aber nach dem frühen Sonnen­untergang kühlt es so bitter ab, daß ich nicht einmal aus­wärts essen mag, obwohl die Ver­pfle­gung im sonst ganz hübschen Yak Hotel (betrieben von einem freundlichen und des Englischen mächtigen Tibeter) bestenfalls Durchschnitts­niveau erreicht. Dieses Hotel mit seinen saubern, ordentlich ver­glasten Zimmern und Licht­öffnung an der Decke ist übrigens die einzige akzep­table Ab­steige des Dorfes, sonst hat man nur die Aus­wahl zwischen düsteren, fenster­losen und mit alten Zeitungen tape­zierten Löchern und ebenso schmutzigen Buden mit vergitterten Löchern in der Wand (was ungefähr einem Gut­schein für einmal Lungen­entzündung gleich­kommt).

War mein Ankunfts­tag wenigstens noch schön sonnig, so brachte der zweite Tag Bewöl­kung und gegen Abend Hagel­sturm, Gewitter und Schnee­fall. Und so blieb es dann auch drei weitere Tage, bis ich genug hatte, und die Flucht in tiefere Lagen voll­zog. Trotz­dem hatte ich in diesen eigent­lich nur zwei Tagen einige schöne Er­leb­nisse hier.

Local villagers in Basantapur Bazar, Nepal

Die Einheimischen sind sehr freundlich

Während die „Stadt“ einen fast ebenso multi­ethnischen Charakter wie Hile letzte Woche auf­weist, ist das Umland haupt­sächlich von den Limbu besiedelt. Man erkennt das leicht, weil jedes Haus (sprich: jede Hütte) ein oder mehrere Schweine­kobeln ange­schlossen hat; die Limbus sind dafür bekannt, daß sie am liebsten Schwein essen. Die dunkel­schwarzen, haarigen Borsten­tiere laufen auch gelegent­lich über die Straßen oder werden von einem Hirten vorbei­getrieben; obwohl ziemlich wild­schweinisch aus­sehen, scheinen sie doch ganz friedlich veranlagt zu sein und ihren Lebens­sinn haupt­sächlich darin zu sehen, Fett anzusetzen. Mir soll es recht sein.

Interessanter­weise gibt es hier gar keine Tempel. Der Wirt des Yak-Hotels erklärte mir, daß der nächste tibeti­sche Tempel ein paar Stunden Fuß­marsch von hier entfernt sei. Auch sonst gibt es in der Stadt nicht viel zu sehen; die Haupt­straße mit dem Markt ist ähnlich wie in Hile struktu­riert, aber ein paar Nummern kleiner. Seiten­gassen ent­arten nach wenigen Metern zu kleinen Fuß­pfaden, die oft mit steiner­nen Stufen zu den höher- oder tiefer­gelegenen Häusern führen. Und das war es auch schon.

House in Basantapur Bazar, Nepal

Schmuckes Häuschen in einer Seitengasse

Village shacks near Basantapur Bazar, Nepal

Limbu-Hütte

Nur ent­lang der Haupt­straße stehen gemau­erte, mehr­stöckige Häuser; der Rest sind kleine blen­dend weiß ver­putzte Häus­chen (für die Wohl­haben­deren) und schäbige Holz- und Stein­hütten (für die Bauern, meist Limbu). Das sieht alles in allem gar nicht so anders aus als manche der aus­sterben­den tra­ditio­nellen Dörf­chen in den Alpen, beson­ders der Schweiz. Aus den meisten dieser Hütten raucht es den ganzen Tag wie aus einem Braunkohle­kraftwerk, weil der Herd als einzige Wärme­quelle den ganzen Tag befeuert wird. In besonderem Maß gilt das für die vielen kleinen, oft schäbigen Restaurants, die geradezu bestrebt scheinen, die letzten Wald­reste des Hima­laya in blauen Rauch zu verwandeln, mit ent­sprechenden Folgen für die Fernsicht. Das Problem ver­schärft sich noch durch die Un­sitte, abends auf der Straße alles Brenn­bare, von Rinden­resten bis zur Plastik­abfall, zu ver­heizen und sich am Feuer zu wärmen.

Nepalese Food: Mutton fry (including stomach and intestines) Gurung style

Anatomiestudien am Schaf à la Gurung

Nepalese food: Vegetable and pork suop Limbu style

Die frustrierende Limbusuppe

Beim Es­sen hatte ich hier nicht soviel Glück wie letzte Woche in Hile: Das Angebot ist be­schränk­ter und kon­zen­triert sich auf Dalbhat Tarkari in wenigen Ver­sionen, ge­folgt von Momos und Sukuti. Die Limbu-Küche wird nur in einem Restau­rant ange­boten, und dort hatte ich immer Pech: Ständig brodelte irgendeine Gemüse­suppe mit großen Stücken Schweine­fleisch auf kleiner Flamme dahin, aber meine Bitte um eine Schüssel davon wurde mit freund­lichem Lachen, einem “Sit down!” und nichts Folgen­dem eher schmäh­lich abgetan. Nur einmal konnte ich ein Gurung-Schmor­gericht aus Schaf­fleisch ergattern, der aus Fleisch und Innereien bestand und zwar würzig, aber auch irgendwie primitiv und ur­tümlich schmeckte; im Nachbar­topf köchelte eine ähnliche Speise, die noch zusätzlich mit Blut ab­gelöscht worden war, anthrazit­farben vor sich hin.

Nepalese food: Maize and bean soup

Mais-Bohnen-Suppe

Capsicum chinense: Akabare Khorsani chili with salt in Basantapur Bazar, Nepal

Frischer Akabare Khorsani mit Salz

Maize cobs dry under a roof, Basantapur Bazar, Nepal

Mais hängt an einem Haus

Wie bereits anläß­lich des Mais­tempels von Som­nathpur erwähnt, spielt Mais in am ganzen indi­schen Sub­kontinent eigent­lich keine beson­dere Rolle; ledig­lich im Nord­osten und im Hima­laya hat der Mais­anbau Tradition (wenn Du Dich genau erinnerst, dann habe ich schon einmal von einem kashmiri­schen Mais­brot berichtet). Hier sieht man oft Mais­kolben zum Trocknen unter dem Dach aufgehängt, und ich versuchte schon die längste Zeit, etwas davon zwischen die Zähne zu bringen.

Endlich ge­lang es mir in einem winzi­gen Restau­rant, das wohl noch nie einen Aus­länder ge­sehen hat, ein paar ausge­löste Mais­kolben zu ent­decken, und die zuge­hörigen Körner schmor­ten in einem großen Topf zusam­men mit Bohnen. Also ging ich rein und sagte, daß ich das wollte. Die Frau war zwar sehr freundlich, konnte aber nicht erraten, was denn mein Begehr sein könnte. Mit Hilfe eines wenige Worte Englisch sprechenden Passanten konnte ich dann doch noch eine Bestellung placieren und bekam eine sehr milde, um nicht zu sagen, fast geschmacks­neutrale Suppe mit großen, bißfesten Mais­körnern und Bohnen, dazu ein paar eingelegte Chilies (meine Lieblings­sorte, Akabare Khorsani) und ein Schälchen mit frisch angebratenem Sukuti.

P.S.: Bei meinem nächsten Nepal-Besuch bekam ich noch mehr Mais zu essen, nämlich in Dhulikhel und im Helambu-Gebiet; und noch viel später auch in West­nepal und im Anna­purna-Gebiet.


Hile Kathmandu 4

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