Trotz seiner vergleichsweise geringen Ausdehnung ist Nepal ein Land von enormen geographischen Kontrasten: Auf nur 150 km Entfernung steigt das Land von fast Meeresniveau bis zu den höchsten Gipfeln der Welt.
Die Bewohner Nepals gehören verschiedenen Ethnien an: Im Gebirge leben Menschen mit sino–tibetischer Muttersprache (Rai, Limbu, Newar), in den höchsten Lagen auch die Sherpa, eine tibetische Splittergruppe. Die ethnischen Nepali sind indische Einwanderer, die in den letzten Jahrhunderten zugezogen sind und heute in niedrigen und mittleren Lagen oft die Mehrheit stellen; die meisten von ihnen gehören der Kshatriya-Kaste an, die in Nepal als Chhetri bezeichnet wird. Ihre Sprache ist Nepali, ein Mitglied der eng mit Hindi verwandten Pahari-Gruppe, und der einzige Vertreter dieser Gruppe mit signifikanter schriftlicher Tradition.
Die autochthone Bevölkerung des Terai-Tieflandes, die Tharu, ist heute vollständig minorisiert. Im Terai leben auch einige Ethnien mit indo–arischen Muttersprachen, die mit Nepali nur weitläufig verwandt sind (Bhojpuri, Maithili). Da Nepali die Staatssprache ist, wird es von so gut wie allen Nepalesen verstanden. Alle anderen Sprachen fristen ein Schattendasein und werden in der Schule nicht gelehrt, und ihre Muttersprachler können sie selbst bei hoher Bildung üblicherweise nicht schreiben. Nur bei der Sprache der Newar, Nepalbhasa, kann man einen gegenläufigen Trend beobachten.
Nepal ist das einzige Land der Welt mit einer unregelmäßig geformten Flagge
Die Nepali (damit meine ich jenen Teil der Bevölkerung, die Nepali oder ein ähnliches indisches Idiom zur Muttersprache hat) folgen fast ausschließlich dem Hinduismus, minus ein paar Christen und Moslems im Tarai. Die sino–tibetisch sprechenden Bergvölker der mittleren Höhen haben ihre eigenen Religionen, die heute stark mit hinduistischer Symbolik überfrachtet sind (Magar, Rai, Limbu); nur jene mit enger Verwandtschaft zu den Tibetern (Sherpa, Thakali, Tamang) sind Buddhisten, manchmal mit starken vorbuddhistischen Elementen (Gurung). Eine Sonderstellung nehmen die Newar ein, da sie seit langer Zeit indisiert sind und mehrheitlich den Hinduismus angenommen haben; eine Minderheit praktiziert tibetischen Buddhismus (und beide Gruppen mischen ihre Religion mit ein bißchen der anderen). Der Newari-Hinduismus zeichnet sich durch zahlreiche Besonderheiten aus, die wahrscheinlich gleichermaßen der Lage am Rand des indischen Kulturraums, buddhistischen Einflüssen und vorhinduistischen Bräuchen geschuldet ist.
Kulinarisch erreicht Nepal nicht das Niveau anderer südasiatischer Länder; vielfach schmeckt das weit verbreitete Dalbhat Tarkari (Linsen, Reis und Gemüse) geradezu fade. Interessanterweise wird die Küche eher besser, wenn man in höhere Lagen vorstößt; wirklich gut schmeckte mir die nepalische Standardküche nur im Westen des Landes. Zusätzlich haben die Newar, die vor allem das Kathmandu-Tal bewohnen, völlig eigenständige kulinarische Spezialitäten, die für mich einen wesentlichen Teil der Attraktion der Hauptstadt ausmachen.
Nach den politischen Wirren der letzten Jahrzehnte, dem Bürgerkrieg mit maoistischen Rebellen und dem bis heute sagenumwobenen Gemetzel im Königshaus (2001) hat das Land unter einer neuen republikanischen Verfassung einigermaßen zur Ruhe gefunden. Das nützt auch der Tourismusindustrie, die in Nepal von größter Bedeutung ist. Wenige, die das Land besucht haben, fühlen nicht den Wunsch, wiederzukehren.
In touristischer Hinsicht gliedert man das Land am besten nach Höhenstufen, zuzüglich des einzigartigen Gebietes rund um die Hauptstadt:
Kathmandu-Tal — kulturelle Sehenswürdigkeiten auf engstem Raum
Himalaya Region — das echte, auch heute noch schwer erreichbare Gebirgsland
Hill Region — stimmungsvolle Orte in Sichtweite zu den hohen Bergen
Die 5 Regionen, 14 Zonen und 75 Distrikte von Nepal
Die politische Gliederung ist allerdings ganz anders: Nepal wird in fünf Development Regions (Vikaskshetra) gegliedert, unter denen die 14 Zonen mit insgesamt 75 Distrikten liegen. Jede Development Region erstreckt sich dabei vom Terai bis zum Hochgebirge an der chinesischen Grenze; lediglich der Far West hat nur eine ganz kurze Grenze zu China, weil der Humla-Distrikt (Mid-West) bis fast nach Uttarakhand (Indien) reicht.
Die meisten Zonen sind nach Flüssen benannt, einige aber auch nach Städten oder Bergen. Sechs Zonen (zwei im Westen und vier im Osten) überspannen die ganze Breite Nepals und reichen vom Terai bis zur chinesischen Grenze; aus touristischer Sicht sind sie daher sehr unpraktische Einheiten.
Hier liste ich alle meine Reiseorte entsprechend ihrer Zugehörigkeit zu Region, Zone und Distrikt auf (von West nach Ost). Die Namen der Distrikte sind oft gleich der der Hauptstadt; in einigen Fällen hat die Hauptstadt zwar einen eigenen Namen, wird aber häufig mit dem Namen des Distrikts bezeichnet (vor allem von Ortsfremden).
Far West (Sugur Pashchimanchal)
Dieses völlig untouristische Gebiet umfaßt die beiden Zonen Mahakali und Seti. Der Entwicklungszustand ist vergleichsweise gut, was aber auch daran liegt, daß echtes Hochgebirge fehlt.
Mid-West (Madhya Pashchimanchal)
Die beiden südlichen Zonen, Bheri und Rapti, sind mäßig entwickelt. Die Hochgebirgsgebiete werden zur Karnali-Zone zusammengefaßt und gehören zu den unterentwickeltsten Ecken Nepals: Die beiden Distrike Kalikot und Jumla haben wenigstens Straßenanbindung, aber Humla, Mugu und Dolpa sind nur zu Fuß oder über die Luft erreichbar.
West (Pashchimanchal)
Die West-Region mit den Achttausendern Dhaulagiri, Annapurna und Manaslu ist ein großer Touristen-Magnet; das gilt für beide Gebirgszonen Dhaulagiri und Gandaki. Der Süden wird von der Lumbini-Zone gebildet. Die Distrikte an der Nordgrenze sind immer noch ziemlich unzugänglich, vor allem Manang (Gandaki-Zone) und das für Touristen teilweise verbotene Mustang (Dhaulagiri-Zone); beide liegen innerhalb des Annapurna-Schutzgebietes.
Center (Madhyamanchal)
Die nordwestlich gelegene Bagmati-Zone umfaßt den gesamten Großraum des Kathmandu-Tales und das Gebiet nördlich davon ; dazu südlich liegt die Narayani-Zone. Westlich davon zieht sich die Janakpur-Zone vom Tarai bis an die chinesische Grenze. Die ganze Region ist ganz gut, allerdings auch sehr ungleichmäßig, entwickelt.
East (Purvanchal)
Die drei Zonen — Sagarmatha, Koshi und Mechi — ziehen sich jeweils von der Süd- bis zur Nordgrenze. Ihre Nordhälften sind stark unterentwickelt, da hier der Himalaya seine höchsten Gipfel bildet. Der Distrikt Solukhumbu umfaßt das Gebiet rund um den Mt. Everest (Sagarmatha, 8848 m) und ist durch Straßen nicht erreichbar; die beiden anderen Norddistrikte Sankhuwasabha (mit dem Makalu, 8481 m) und Taplejung (Kanchenjunga, 8586 m) sind nur marginal besser erschlossen.
Abschließend noch ein Rat für ambitionierte Nepal-Reisende: Es lohnt sich sehr, mit einer eigenen Landkarte herumzureisen. Viele interessante und freundliche Gebirgsorte sind heute per Straße zu erreichen, obwohl der Lonely Planet ihre Existenz schamhaft verschweigt (der ist nur für den Großraum Kathmandu, für die Strecke nach Pokhara und für die Trekking-Routen brauchbar). Wenn man weiß, wie das Kaff heißt, dann findet man auch eine Verkehrsverbindung dorthin. Da viele Straßen erst seit kurzem in Betrieb sind, sollte man auf eine einigermaßen moderne Karte achten.