Landkarte

Die Hochgebirgs­region Nepals

Der Hohe Himalaya ist in Nepal nur selten mit Fahrzeugen erreichbar, und wenn, dann nur unter beträchtlichen Strapazen. Daher sehen diese Regionen mehr Trekker als Bustouristen, obwohl man mit genug Ausdauer einige interessante Orte auch mit Fahrzeug erreichen kann.

Obwohl es der lonely planet nicht publik machen will, gibt es nämlich inzwischen einige mehr oder minder halsbrecherische Straßen, die hoch ins Gebirge führen. Die Straßen nach Jumla, ins Helambu-Gebiet und durch das Tal der Kali Gandaki nach Jomsom (entsprechend dem beliebten Jomsom-Trek) habe ich bereits erkundet; weitere interessante Hochgebirgs-Destinationen bleiben fürs nächste (oder so) Mal. Dazu gehören im Osten Taplejung am Fuß des Kangchenjunga (über Ilam) und das benachbarte Khandbari (über Hile); im Zentrum das ganze Langtang-Gebiet (über Trishuli); im Westen der Manang-Distrikt (die Straße führt über Besisahar bis Chame, soll aber bis Manang verlängert werden); und im Fernen Westen erreicht man über Dadeldhura unter anderem Darchula (ganz an der indischen Grenze, aber ohne Grenzposten), Chainpur (auch als Bajhang bekannt) sowie Martadi und Mangalsen (lt. Karte soll von den letzteren beiden auch eine Straße nach Birendranagar geben, aber ich weiß nicht, ob die schon fertig ist).

Da für den Bustouristen die Anreise ein wesentlicher (und gewöhn­lich nerven­beanspruchen­der) Teil des Gesampt­erlebnisses ist, sind die Reise­berichte für die Berg­regionen als Fortsetzungs­geschichten konzipiert; in einem Fall (Jumla) erwies sich die Anfahrt sogar als interessanter als der Aufenthalt am Endpunkt.


Die Achttausender

Nepal hat mehr Achttausender als jedes andere Land der Welt: Von den 14 unabhängigen Bergen mit mehr als 8000 m Höhe liegen acht zumindest teilweise in Nepal (3 innerhalb, 4 an der chinesischen und einer an der indischen Grenze). Demgegenüber hat Indien nur einen einzigen Achttausender, den es sich mit Nepal teilen muß, China hat zwar neun, aber davon nur einen (den Shishapangma, 8013 m, chinesisch Xixiabangma Feng 希夏邦马峰, nur 5 km nördlich der nepalischen Grenze beim Langtang-Nationalpark und geschätzt 50 km nordwestlich von Kodari) vollständig im Land, und Pakistan hat vier Achttausender an der chinesischen Grenze und einen (den Nanga Parbat, 8126 m) für sich allein. Zwecks Vollständigkeit: Die vier Achttausender an der pakistanisch–chinesischen Grenze liegen alle im Karakorum, nämlich der K2 (“Ketu”, 8611 m) und die drei Gipfel des Gasherbrum (Gasherbrum I 8080 m, Gasherbrum II 8034 m und “Broad Peak” 8051 m).

Die Achttausender in Nepal sind:

The Sagarmatha massif in the Mahalangur Himal, showing Nuptse, Mt. Everest and Lhotse seen from the South (aircraft from Dhaka to Kathmandu) (Himalaya, Nepal)

Die Gruppe rund um den Mt. Everest aus dem Flugzeug. In der Mitte der Gipfel des Sagar­matha, rechts davon der Lhotse (genau da­zwischen liegt der Süd­sattel, von dem die Berg­steiger zur letzten Etappe auf­brechen). Die flache Kante links ist der zackige Grat des Nuptse, auf dem sieben Gipfel zwischen 7861 m und 7695 m liegen.

  1. Sagarmatha (Mt. Everest, 8848 m, chi­nesi­sche Grenze; chinesisch Zhumulangma Feng 珠穆朗玛峰 nach dem tibetischen Namen Chomolangma) in der Sagar­matha-Zone, Solu­khumbu-Distrikt. Es gibt zwei Mög­lich­keiten, sich dem Berg über Straßen zu nähern: Einer­seits Jiri aus dem Osten, zu er­rei­chen über Kath­mandu und in Luft­linie etwa 75 km ent­fernt (hier be­ginnt die tra­ditio­nel­le Trek­king-Route nach Namche); die Straße führt an­geb­lich noch weiter bis Salleri, der Haupt­stadt von Solu­khumbu, das wären dann sogar nur noch 50 km bis zum Berg. Anderer­seits gibt es aber auch eine Ver­bindung aus dem Tarai: Von Mirchaya über Okhal­dhunga bis Salyan (und mög­licherw­eise sogar bis Salleri).
  2. Kanchenjunga (8586 m, indische Grenze) in der Mechi-Zone, Taplejung-Distrikt. Der nächste Straßenendpunkt ist Taplejung ca. 50 km im Süden.
  3. Lhotse (8516 m, chinesische Grenze; chinesisch Louzi Feng 洛子峰) knapp südöstlich des Sagarmatha.
  4. Makalu (8481 m, chinesische Grenze; chinesisch Makalu Feng 马卡鲁峰) in der Koshi-Zone, Shankhuvasabha-Distrikt. Laut Karte führt die Straße durch die Distriktshaupstadt Khamdabari hindurch und endet weiter nördlich im Nichts, ca. 40 km süd–südöstlich des Berges.
  5. Choyu (Cho Oyu, 8201 m, chinesische Grenze, chinesisch Zhuo’aoyou Feng 卓奧友峰). Ca. 20 km westlich des Sagarmatha und etwa 60 km östlich von der Grenzstation Kodari.
  6. Dhaulagiri (8167 m) am Schnittpunkt der drei Distrikte Dolpo (Karnali-Zone) mit Myagdi und Mustang (Dhawlagiri-Zone). Die Straße von Pokhara nach Jomsom führt zwischen Lete und Tukuche ca. 10 Kilometer am Gipfel vorbei.
  7. Manaslu (8156 m) in der Gandaki-Zone an der Grenze zwischen den Distrikten Manang und Gorkha. Die Straße von Dumre nach Chame führt zwischen Jagat und Bagarchhap ca. 12 Kilometer am Gipfel vorbei.
  8. Annapurna (8091 m) an der Grenze zwischen den Distrikten Myagdi (Dhaulagiri-Zone) und Koski (Gandaki-Zone). Die Straße von Pokhara nach Jomsom führt zwischen Dana und Lete ca. 10 Kilometer am Gipfel vorbei.
Eastern Himalaya summits, with labels, seen from an airplaine halfway between Dhaka (Bangladesh) and Kathmandu (Nepal)

Schlechtes Photo aus dem Flugzeug, aber großartiges Motiv: Die Himalaya-Kette beim Flug von Dhaka nach Kath­mandu, ca. 30 Minuten vor der Lan­dung (halbe Flug­zeit). Das Photo zeigt vier Acht­tausender und mit dem Gyachung Kang (7952 m) den höchsten „Nicht-Acht­tausender“; man könnte auch sagen, „fünf der fünf­zehn höchsten Berge“. Für die Identi­fikation der Gipfel danke ich Herrn Günther Seyfferth von himalaya-info.org sehr herzlich.

Der Jomsom-Trek im Jahr 2013

Trekking route around the Annapurna in Nepal

Die Treks rund um die Annapurna. Obligate Fußwege sind grau gezeichnet.

Den Jomsom-Trek haben viele bereits ab- oder gar tot­geschrie­ben. Er be­ginnt in Naya­pul (20 km west­lich von Pokhara), führt durch Magar-Dörfer bis Tato­pani und folgt dann dem Lauf der Kali Gandaki auf­wärts nach Dana und dann durch das Thakali-Gebiet bis Jomsom und weiter ins Gurung-Dorf Kag­beni. Seit einigen Jahren gibt es eine Straße von Pokhara bis Jomsom (Fahr­zeit ca. 10–12 Stunden); abgesehen vom relativ kurzen Anfangsstück zwischen Naya­pul und Tatopani verlaufen Trek und Straße parallel.

Die Mehrzahl der Trekker wählt heute die „volle“ Route, die das Annapurna-Massiv zu drei Vierteln umrundet; diese Strecke (Annapurna Circuit”) beginnt weit westlich, in Besisahar, und führt durch das Gurung-Gebiet (Chame und Manang) zum formidablen Thorong La, einem 5415 m hohen Paß, von dem man nach Muktinath, Kagbeni und Jomsom absteigt (der umgekehrte Weg von Muktinath zum Thorong-Paß wird nur für sehr Hartgesottene empfohlen). Nach dieser hochalpinen Wanderung haben die meisten keine Lust auf eine subalpine und staubige Straßenstolperei.

Niemand wandert gerne in der Staubwolke von stinkenden LKWs und hupenden Bussen. Deshalb vermeiden die meisten Touristen, egal welchen Weges, den landschaftlich und kulturell sehr sehenswerten Teil zwischen Tatopani und Jomsom und bewältigen die Strecke rasch im Bus. Das kann man natürlich machen (ich bin ja auch immer motorisiert unterwegs), aber die Angst vor der Straße ist unbegründet. Einerseits ist der Verkehr heute (2013) noch sehr dünn; man hat mit ein bis zwei Fahrzeugen pro Stunde und Richtung zu rechnen. Andererseits wurden neue Trekking-Wege nahe am Fluß angelegt, und der Trekker bekommt die Straße eigentlich nur in den wenigen Dörfern zu Gesicht.

Mittlerweile dünnt die Trekking-Infrastruktur in den Thakali-Dörfern (Ghasa, Lete, Larjung, Kobang, Tukuche und Marpha) wegen des Touristen-Magels aus; viele Lodges haben bereits dichtgemacht, nur in Marpha scheint man dem Wandel der Zeiten einigermaßen erfolgreich zu trotzen.

Aus meiner Sicht sind die Thakali-Dörfer sehr sehenswert. Egal ob per Bus oder zu Fuß reisend, ob von rechts oder von links kommend: Ein paar davon sollte man sich schon ansehen. Marpha ist eindeutig die hübscheste Ansiedlung, und das verschlafene Lete hat die besten Bergausblicke; Kobang und Tukuche bieten in beiden Kategorien gepflegtes Mittelmaß und eine sehr ruhige Atmosphäre (Marpha und Kagbeni sind dagegen fast quirlig und schamlos touristisch). Das alles mit einer raschen Busfahrt abzuhaken, wird den Dörfern wirklich nicht gerecht.

Documented Greed: Bus fares for Nepalese and Foreigners along the Jomsom trekking route

Buspreise für In- und Ausländer. Das Dokument der Gier hängt in den Fahrzeugen frech aus und versteckt sich nur notdürftig hinter ein paar Devanagari-Schriftzeichen, die ich hier zum Nutzen des Lesers rot transkribiert habe. Wer unterwegs einsteigt, der wird oft noch mit höheren Forderungen überrascht.

Wenn etwas an der Jomsom-Route nervt, dann ist es die Ab­zocker-Mentali­tät, mit der man täg­lich ein Dutzend Male kon­fron­tiert wird. In ver­gange­nen Tagen, vor dem Bau der Straße, war dieses Gebiet schwer er­reich­bar, und alle Gebrauchs­güter mußten auf den Rücken von Menschen oder Eseln aus Pokhara an­geschleppt werden; daraus resul­tierten hohe Preise, von denen sich die im Tourismus­gewerbe Tätigen bis heute mental nicht lösen können. Ins­beson­dere das Essen in den Unter­künften ist schwerst über­teuert, die Über­nachtungen dienen da­gegen oft als Köder und sind da­her teil­weise absurd billig. Da die Straße das Geschäft mit den Touristen zu zer­stören droht, ist man zusätzlich auf den Gedanken ver­fallen, hoch­offiziell und mit kalt­schäuziger Frech­heit Touristen den mehr­fachen Fahr­preis ab­zuverlan­gen (das gilt zwischen Ghansa und Jomsom, aber nur, wenn man die Fahrt vor Ort beginnt; in Pokhara ge­kaufte Tickets bis Jomsom werden an­geblich regulär ver­kauft). Die Sache gewinnt an Brisanz, wenn man be­rück­sichtigt, daß Aus­länder ja bereits ein Trek­king-Permit bezahlt haben müssen, bevor sie in den Bus ein­steigen (Inländer, auch wenn sie als Touristen kommen, brauchen so etwas nicht).

Jenseits von Jomsom steigen die Preise noch einmal drastisch an. Rein technisch liegen Kagbeni und Muktinath nicht am nepalischen Straßennetz, da die Straße in Jomsom endet; alle Waren müssen zu Fuß über die Kali Gandaki zum Jeep-Parkplatz am anderen Ufer getragen werden. Trotzdem erklärt das nicht allen Preis-Irrsinn; leider habe ich kein Photo, das die Touristen-Preise für die Jeep-Fahrten belegt, aber ich erinnere mich an einen Faktor Drei bis Vier (von Jomsom nach Kagbeni ist es teurer als umgekehrt, warum auch immer). Dem Ver­nehmen nach gilt ähnliches für die Trek­king-Route von Besisahar nach Chame und Manang.

Mit der Höhe oder Abgelegenheit dieser Gegenden hat das genau gar nichts zu tun; Jomsom ist heute von Pokhara aus in einer zwölfstündigen Busfahrt leicht zu erreichen. Das im Vergleich zu Jomsom wesentlich abgelegenere Jumla zeigt ja auch ein ganz normales Preisniveau, und das Busticket für die 24- bis 36-stündige Fahrt am Karnali-Highway kostet für alle gleich viel, nämlich 1000 Ru. Die einzige Erklärung ist wohl, daß der Tourismus die guten Sitten verdirbt.


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