Diese Seiten lesen Sie besser mit eingeschaltetem JavaScript!

[ Pflanzenteil | Familie | Aroma | Chemie | Herkunft | Etymologie | Diskussion | Bottom ]

Tonkabohne (Dipteryx odorata [Aubl.] Willd.)

Synonyme

botanischCoumarouna odorata
pharmazeutischSemen Tonco, Fabae Tonco
Chinesisch
(Mandarin)
零陵香豆 [líng líng xiāng dòu]
Ling ling xiang dou
DänischTonkabønne
EnglischTonka bean, Tonquin bean, Tonco bean
EstnischLõhnav dipteeriks, Tonkaoa puu, Lõhnav tonkapuu
FinnischTonkapapu
FranzösischFèves de tonka
Hebräischטונקה
Tonqa, Tonkah
Japanischクマル, トンカビーンズ
Kumaru, Tonkabinzu
Jiddischטאָנקע־בענל
Tonke-benl
Koreanisch통카 빈, 톤카
Tongga bin, Tonga
LettischTonkas pupiņas
LitauischKvapioji tongapupė
NiederländischTonkaboon
PolnischTonkowiec wonny
PortugiesischCumaru
RussischБоб тонка
Bob tonka
SlowakischTonková fazula
SpanischHaba tonka, Cumaruna
TschechischSilovoň, Silovoň obecný, Tonco semen
UngarischTonkabab
Dipteryx odorata: Tonka-Steinfrucht
Reife Tonkafrucht

de.wikipedia.org

Dipteryx odorata: Tonkasamen
Getrocknete Tonka-Samen (Tonkabohnen)
Verwendeter Pflanzenteil

Samen, auch Bohne genannt.

Pflanzenfamilie     

Fabaceae (Schmetterlings­blüten­gewächse).

Geruch und Geschmack

Süß und aromatisch, heuartig, sehr stark; Geschmack leicht bitter. Für eine Zusammen­stellung süßer Gewürze, siehe Süßholz.

Inhaltsstoffe

In den frischen Tonkabohnen ist Coumarin glycosidisch gebunden. Um es freizusetzen, werden die Bohnen für 24 Stunden in Rum eingelegt und danach getrocknet, wobei ein Fermentationsvorgang stattfindet. Danach kann der Coumaringehalt bis zu 10% betragen. Unter der Oberhaut der Samen sind oft Coumarinkristalle sichtbar.

Coumarin ist in einer Anzahl von Pflanzen enthalten, am bekanntesten ist der Waldmeister (Asperula odorata), den man in Alpenländern und auch in den USA traditionell zum Aromatisieren alkoholischer Getränke (Bowle) verwendet. Allerdings kommt diese Verwendung aus der Mode (siehe unten).

Coumarin ist giftig und erzeugt bei hohen Akutdosen und auch länger­fristiger Verabreichung kleinerer Dosen akute Leber­schäden, wobei die toxische Dosis im Gramm­bereich, bei wenigen Individuen aber auch deutlich darunter liegt. In Nage­tieren wirkt Coumarin auch krebs­erregend, aber dieser Befund ist wahr­schein­lich nicht auf den Menschen über­tragbar. Einige zweikernige Coumarinderivate wirken als sehr effektive Gerinnungshemmer (Vitamin‑K-Antagonismus) und werden daher als Rodentizide und medizinische Anti­koagulantien in der Schlaganfall­therapie verwendet, aber Coumarin selbst hat keine derartige Wirkung (Schimmel­pilze können allerdings Coumarin im Heu zu solchen Vitamin‑K-Antagonisten meta­bolisieren, was zu schweren Ver­giftungen bei Weide­vieh geführt hat). Siehe auch chinesischen Zimt über Coumarin-Grenzwerte im deutschen Lebensmittelrecht.

Dipteryx odorata: Tonka-Früchte
Tonkafrüchte

www.da-academy.org

Dipteryx odorata: Tonkalaub
Tonkablätter

www.da-academy.org

Herkunft        

Nördliches Süd­amerika (Guayana, Orinoko-Quell­gebiet). Die Haupt­produktions­länder sind heute Vene­zuela und auch Nigeria.

Etymologie

Das Wort tonka stammt aus dem Galibi oder Karibischen (einer Sprache der Ur­einwoh­ner von Fran­zösisch-Guayana), wo es den Tonka-Baum bezeichnet; denselben Ausdruck findet man auch im Tupi, einer anderen Sprache der Region. Der alte Gattungs­namen Coumarouna geht auf eine andere Tupi-Bezeichnung des Baums, kumarú, zurück und liegt wiederum dem Namen des Haupt­inhaltsstoffes der Tonka­bohnen, Coumarin, zugrunde.

Der moderne Gattungsname ist griechisch (Vorsilbe di- doppel- von dyo [δύο] zwei; pteryx [πτέρυξ] Flügel) und bezieht sich auf die besondere doppelt geflügelte Form der Früchte. Der Artname ist ein lateinisches Partizip (odor Geruch) und bedeutet mit Geruch behaftet; riechend.

Ausgewählte Links

omikron-online.de: Tonkabohnen Scents of Earth: Tonka Beans Rezept: Aromatischer Hefeteig Samuel Gawith’s 1792 Flake Tobacco (www.tobaccoreviews.com) Botanical information about tonka beans Cumarine in pflanzlichen Arzneimitteln (pharmazeutische-zeitung.de)


Dipteryx odorata: Tonkabohnenbaum
Tonkabaum

www.da-academy.org

Dipteryx odorata: Tonkabohnenbaum
Tonkabaum

www.tropilab.com

Da der Ge­ruchs­stoff der Tonka­bohnen, Coumarin, giftiger Wir­kungen ver­dächtigt wird, ist der Ge­brauch der Tonka­bohnen (die nie­mals ein wich­tiges Gewürz waren) in west­lichen Län­dern im Lauf der Zeit eher zurück­gegangen. Trotz seines ein­laden­den und ge­rade­zu hypno­tischen Ge­ruches er­wäh­nen die meisten Koch­bücher dieses Gewürz kurz oder gar nicht; einige Koch­bücher empfehlen, winzige Mengen davon Keks- und Kuchen­teig bei­zufü­gen. Ein anderes mögliches An­wendungs­gebiet sind Süß­speisen, die auf Kokos- oder Walnüssen oder Mohn basieren. Letztlich werden Tonka­bohnen mitunter als Ersatz für Bitter­mandeln vorgeschlagen, besonders, wenn diese wegen nationaler Lebensmittel­gesetze nicht in den Handel gelangen. Noch besser eignen sie sich als Ersatz für die nah­östlichen Mahalebkirschkerne.

Tonkabohnen ergeben eine angenehme und überraschende Alternative zu Vanille in selbst­gemachter Eiscrème, Pudding oder Soufflé; typischer­weise rechnet man einige wenige Tonka­bohnen pro Liter Süß­speise. Rezepte, die Tonka­bohnen für pikante Speisen verwenden, sind sehr selten; aber italienische Tomatensauce mit einem Hauch Tonka schmeckt wirklich himmlisch.

Man kann erwarten, daß das süße und schwere Aroma der Tonkabohnen am besten zu anderen süßen Gewürzen wie Vanille, Zimt oder Safran paßt; allerdings sind mir entsprechende traditionelle Rezepte nicht bekannt.

Um die Jahr­tausend­wende erlebten Tonka­bohnen in einigen west­lichen Län­dern, besonders in Deutsch­land, einen plötz­lichen Auf­schwung. Seither werden sie in der Gastro­nomie groß­flächig ein­gesetzt, und zwar in flüssigen oder halb­flüssigen Süß­speisen, die vor der Tonka-Mode mit Vanille gewürzt wurden. Das ist nicht ohne Ironie, da in den USA Konsumenten häufig mit illegalen Tonka-Bei­mengungen in Vanille­extrakten mexi­canischer Her­kunft kon­frontiert werden (in Amerika ist Tonka billger als Vanille). Eine zweite Ironie liegt darin, daß zeit­gleich mit dem Aufstieg der Tonka­bohnen der viel geringere Cumarin­gehalt von chinesischem Zimt immer wieder öffentlich thematisiert und skandalisiert wurde und seither zuverlässig immer vor Weihnachten in die Schlagzeilen kommt.

Tonkabohnen hatten früher auch eine wichtige nicht­kulinarische Verwendung: Sie dienten zum Aromatisieren von Pfeifen­tabaken und werden zu diesem Zweck auch heute noch gelegentlich verwendet, wenn auch das Pfeifen­rauchen in Europa und den USA heute stark zurück­gegangen ist und die Pfeife von der Zigarette ziemlich verdrängt wurde (die allerdings in vielen westlichen Ländern mittler­weile selbst am Rück­zug ist). Ich habe noch keine tonka­gewürzten Zigaretten gesehen, aber andere Gewürze werden durchaus zur Her­stellung von par­fumierten Zigaretten verwendet: In Europa kennt man Zigaretten mit Vanille- und Pfefferminz-Aroma, und in Indonesien ist das Rauchen von Zigaretten mit Gewürznelken­geschmack (kretek) fast eine Art Volkssport.



Unicode Encoded Mit dem WDG validator validieren Mit dem Validome Validator validieren

Top   Pflanzenteil   Familie   Aroma   Chemie   Herkunft   Etymologie   Diskussion   Bottom