Der botanische Gattungsname Carthamus leitet sich von arabisch
qurtum [قرطم]
färben
ab; dieselbe semitische Wurzel liegt auch einigen der
türkischen Namen (kartam) zugrunde, wahrscheinlich
über eine Entlehnung aus dem Arabischen. In einigen romanischen Sprachen
existieren ähnliche Beziechnungen für Saflor, z. B., italienisch
cartamo und katalanisch cártam,
die wahrscheinlich indirekt über spanisch cártamo
aus dem Arabischen stammen.
Der moderne arabische Name für Färbersaflor, al-usfur [العصفر], geht
dagegen auf ein Adjektiv asfar gelb
[اصفر] zurück
und ist weitläufig mit deutsch Safran verwandt
(Wurzel ṢPR gelb werden
). Dieser Name wurde als
asfur oder hasbir ins Türkische
und als alazor ins Spanische entlehnt; letzterer Form liegt
die mittelalterlich-andalusische Aussprache al-asfur zugrunde
(siehe auch Kaper über spanische Lehnworte
im Iberischen).
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Saflorblüte
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Erstaunlicherweise ist arabisch usfur auch die mittelbare
Quelle von Saflor
und einigen weiteren Namen in europäischen
Sprachen, z. B. englisch safflower, finnisch
saflori und bulgarisch und
russisch saflor [сафлор].
Die Entlehnung erfolgte über altitalienisch asfiore oder
saffiore und altfranzösisch saffleur.
Dabei erfolgte eine volksetymologische Anlehnung an
Safran
und romanische Worte für
Blume
(italienisch fiore, französisch
fleur).
Der botanische Artname
tinctorius ist eine adjektivische Ableitung zu lateinisch
tinctor Färber
, vgl. dazu deutsch Tinte.
Auch einige europäische Namen enthalten Elemente, die sich auf
Farbe
oder Färber
beziehen, z. B. schwedisch
färgtistel, estnisch värvisafloor,
deutsch Färberdistel oder rumänisch
pintenogă colorantă.
Die Etymologie des deutschen Wortes Farbe (niederländisch
verf) ist umstritten: Eine indoeuropäische Wurzel
PERḰ bunt
taucht bei der Benennung vieler bunter oder
gesprenkelter Tiere auf (griechisch perkos [πέρκος] Sperber
,
prox [πρόξ] Reh
oder auch deutsch Forelle und eventuell Barsch); vielleicht ebenfalls hierhier gehört die
Wurzel PORḰO Ferkel
, die aber auch von einer
anderen, gleichlautenden Wurzel PERḰ graben
abgeleitet wird,
vgl. dazu deutsch Furche.
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Färbersaflor-Blütenkopf
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Gegen die Ableitung von Farbe
aus der Wurzel PERḰ bunt
spricht allerdings gotisch farw- Gestalt
, in zu einer weitverbreiteten Sippe
bedeutungsähnlicher Wörter zu gehören scheint: altirisch krunth,
und Sanskrit krip [कृप्] Gestalt
sowie lateinisch corpus Körper
. Die
Bedeutung Farbe
könnte somit eine auf germanische Sprachen
beschränkte jüngere Entwicklung der Wurzel für
Gestalt, Körper
sein (KʷREPO).
Das gotische Wort läßt sich aber alternativ auch durch Entlehnung aus
arabisch farwa [فرو] (bunter) Pelz
deuten.
In vielen europäischen Sprachen wird Saflor auch als falscher Safran
bezeichnet, z. B. portugiesisch falso-açafrão,
italienisch falso zafferano oder
französisch safran bâtard Bastard-Safran
.
Solcheabgeleiteten Namen haben eine lange Geschichte, so ist bereits aus dem Altgriechischen die
Bezeichnung krokos ho akanthodes [κρόκος ὁ ἀκανθώδης] dorniger Safran
für Saflor überliefert.
Manchmal sind die Namen von Saflor und Safran auch Varianten voneinander oder dasselbe
Wort, das auf verschiedenem Wege entlehnt wurde, z. B.
kroatisch šafranika/šafran (ähnlich in anderen jugoslawischen Sprachen),
portugiesisch açafroa/açafrão,
rumänisch șofrănaș (şofrănaş)/șofran (şofran) und
slowakisch azafrán/šafrán. Ein besonders verwickelter Fall ist
Azeri: Beide Gewürze können mit dem Namen zəfəran
(abgeleitet vom persischen Namen für Safran) bezeichnet werden, für den Färbersaflor
ist aber außerdem noch das russische Lehnwort şafran
gebräuchlich.
Der jiddische Name zeyfblum [זײפֿבלום] bedeutet Seifenblume
(zeyf [זײף] Seife
und
blum [בלום] Blume
).
Ich weiß keine gute Erklärung dafür. Zwar kann man aus den Samen Fett gewinnen und dieses
zu Seife umsetzen, aber dasselbe trifft auf alle ölhaltigen Pflanzen zu.
Der griechische Name für Saflor, knikos, [κνίκος],
geht auf altgriechisch knekos [κνῆκος] oder
knikion [κνίκιον]
zurück, die beide Saflor
bedeuten; die älteste Form dieses Namens im
Griechischen war knakos [𐀏𐀙𐀒] auf den mykenischen Linear-B-Tafeln,
jedoch mit der Bedeutung Safran
.
Das Wort ist indoeuropäischen Ursprungs und zum Beispiel mit
Sanskrit kanchani [कांचनी] golden, aus Gold bestehend
(auch als Pflanzenname Curcuma
gebraucht),
altpreussisch cuncan braun
und deutsch Honig (althochdeutsch honag, mittelhochdeutsch honic)
verwandt; als zugrundeliegende Wurzel läßt sich K(E)NƏKO (gold)gelb
rekonstruieren.
In der modernen botanischen Terminologie steht Cnicus für die Gattung des
Benediktinerkrauts (Cnicus benedictus), einer mit Färbersaflor verwandten Pflanze mit ebenfalls gelben bis
orangen Blüten.